Gesundheitswesen 2015; 77 - A96
DOI: 10.1055/s-0035-1563052

Psychische Belastung und Beanspruchung am Arbeitsplatz und gesundheitsbezogene Lebensstilfaktoren von Pflegekräften in der stationären Altenpflege in Rheinland-Pfalz

E Leschnik 1, S Rieger 1, D Frey 1, M Gutendorf 1, S Letzel 1, LC Escobar Pinzon 1
  • 1Institut für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin der Universitätsmedizin Mainz, Mainz

Hintergrund: Die Tätigkeit von Pflegekräften ist mit einer hohen Arbeitsbelastung und Beanspruchung assoziiert. Die häufigsten chronischen Erkrankungen sind überwiegend durch einen ungünstigen Lebensstil bedingt. Körperliche Inaktivität, Übergewicht und Rauchen, als Lebensstilfaktoren, tragen zu einem hohen bevölkerungsbezogenen attributablen Sterblichkeitsrisiko bei. In der vorliegenden Analyse soll untersucht werden, ob es einen Zusammenhang zwischen den subjektiv erlebten psychischen Belastungen und Beanspruchungen am Arbeitsplatz und gesundheitsbezogenen Lebensstilfaktoren gibt. Methode: Es wurden Querschnittsdaten (April/Mai 2012) von Pflegekräften (n = 142) aus stationären Altenpflegeeinrichtungen in Rheinland-Pfalz erhoben. Teile des BGWmiab-Fragebogens der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege wurden verwendet, um die subjektiv empfundenen psychischen Belastungen und Beanspruchungen am Arbeitsplatz zu erfassen. Der gesundheitsbezogene Lebensstil wurde anhand dreier Lebensstilfaktoren erhoben. Hierzu zählte das Rauch- und Bewegungsverhalten sowie Körpergewicht und -größe für die Berechnung des BMI. Die Auswertung erfolgte deskriptiv sowie korrelations- und regressionsanalytisch (p < 0,05). Ergebnisse: Mehr als die Hälfte (57%) der Befragten hatte Übergewicht oder Adipositas. Ungefähr die Hälfte rauchte (51,4%) und war körperlich inaktiv (47,9%). Es bestand kein Zusammenhang zwischen dem BMI, dem Rauch- und dem Bewegungsverhalten. Psychische Gesamtbelastung und Gesamtbeanspruchung korrelierten (r = 0,48; p < 0,001). Ergebnisse binärlogistischer Analysen bezüglich der Lebensstilfaktoren mit den Variablen psychische Gesamtbelastung oder Gesamtbeanspruchung sowie Alter, Geschlecht und Bildungsniveau zeigten einen Zusammenhang zwischen Bildung und körperlicher Aktivität, zwischen Alter und dem Rauchverhalten sowie zwischen Alter, Geschlecht und dem BMI. Diskussion: Mehr als die Hälfte der befragten Altenpflegekräfte war übergewichtig, etwa die Hälfte war körperlich inaktiv oder rauchte. Es konnte kein Zusammenhang zwischen diesen gesundheitsbezogenen Lebensstilfaktoren und der psychischen Gesamtbelastung oder Gesamtbeanspruchung festgestellt werden. Ergebnisse anderer Studien sind inkonsistent und zeigen ebenfalls keinen oder einen schwachen Zusammenhang. Neben berufsbedingten psychischen Belastungen und Beanspruchungen sollten private Einflussfaktoren im Rahmen von Präventions- und Gesundheitsförderungsmaßnahmen in den Forschungsfokus rücken sowie Strategien entwickelt werden, um die Eigenverantwortung jedes Individuums für seine eigene Gesundheit zu stärken.

Referenzen beim Verfasser

Die Studie wurde vom Institut für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin der Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz in Kooperation mit der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW) und der Unfallkasse Rheinland-Pfalz durchgeführt und zudem gefördert vom Europäischen Sozialfond Rheinland-Pfalz und dem Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demografie Rheinland-Pfalz.