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DOI: 10.1055/s-0035-1563078
Einstellungen zu und Wissen über Reproduktionsmedizin und Familienplanung bei Frauen mit Migrationshintergrund
Mit dem steigenden Erstgeburtsalter in Industriestaaten ist ein Anstieg ungewollter Kinderlosigkeit verbunden. Der Bedarf nach Reproduktionsmedizin wächst: 2009 kamen 1,9% der Lebendgeborenen in Deutschland mittels assistierter Reproduktion zur Welt, 2013 wurden 51.242 Frauen behandelt. Die Akzeptanz der Reproduktionsmedizin in der Bevölkerung ist hoch, wobei Erfolgsquoten meist überschätzt werden. Im BMBF-Projekt NeWiRe wird mittels bi- und multivariater Subgruppenanalysen untersucht, wie Frauen mit Migrationshintergrund Wissen über Reproduktionsmedizin erlangen und wie soziale, kulturelle oder religiöse Faktoren auf die Akzeptanz von Verfahren wirken. Datenquelle ist eine deutschlandweite Telefonbefragung von Frauen zwischen 18 und 50 Jahren (N = 1.001; 187 türkischer, 188 polnischer, 151 ex-jugoslawischer, 252 ex-sowjetischer und 182 deutscher Herkunft). Die disproportional geschichtete Zufallsstichprobe wurde mit einem Namensverfahren (Onomastik) aus dem Telefonverzeichnis gezogen, dessen gute Trefferquoten Perspektiven für die Erhebung gesundheitsbezogener Daten eröffnen. Zusammensetzung der Teilstichproben nach Bundesländern gemäß Bevölkerungsanteil der Herkunftsgruppen (Mikrozensus). Die Ergebnisse verdeutlichen die enorme Bedeutung eigener Kinder für das Selbstbild der Migrantinnen; der Kinderwunsch ist deutlich stärker ausgeprägt als bei deutschstämmigen Frauen. Die Akzeptanz der Reproduktionsmedizin ist entsprechend groß, kulturelle/religiöse Differenzen zeigen sich in der Akzeptanz einzelner Techniken. Informationen zur Reproduktionsmedizin erhalten die Frauen primär durch Massenmedien (maßgeblich Fernsehen/Zeitungen/Zeitschriften). Informationen und Beratungsangebote nehmen die Frauen vorrangig bei Ärzten wahr. 40 Prozent der türkeistämmigen Frauen informieren sich eher nicht auf Deutsch, Frauen aus Ex-Jugoslawien nur zu 7,5 Prozent. Die Sprachpräferenz bei Ärzten ist ähnlich. Ihr Wissen über Reproduktionsmedizin schätzen Migrantinnen vergleichsweise niedrig ein. Mit höherem Bildungsgrad steigen die Bekanntheit der Verfahren, das Wissen über Fruchtbarkeitsthemen sowie die Größe des persönlichen Netzwerks, mit dem die Frauen über Kinderwunsch, Schwangerschaft und Reproduktionsmedizin sprechen können. Für Migrantinnen sind im Falle eines unerfüllten Kinderwunsches beratende und therapeutische Angebote der Reproduktionsmedizin von besonderem Interesse. Beim Wissenstransfer zeigt sich Verbesserungspotenzial, sowohl in der Art der Wissensvermittlung (unter Berücksichtigung von Bildungsniveau und Deutschkenntnissen) als auch bei der Auswahl der Informationskanäle.
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