Gesundheitswesen 2015; 77 - A194
DOI: 10.1055/s-0035-1563150

Der Zusammenhang zwischen Gesundheit, Arbeitsfähigkeit und Berufsgruppenzugehörigkeit – eine Längsschnittanalyse

A Doktor 1, E Swart 1, S March 1
  • 1Institut für Sozialmedizin und Gesundheitsökonomie (ISMG), Medizinische Fakultät, Otto-von-Guericke Universität Magdeburg

Hintergrund: Im Rahmen der lidA – leben in der Arbeit – Studie (gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung; Förderkennzeichen: 01ER0826) werden Angaben zu Gesundheit und Krankheit, die Arbeitsfähigkeit mittels des Work Ability Index (WAI Dimension 2) sowie weitere arbeitsrelevante Faktoren erfasst. Die vorliegende Untersuchung analysiert den Einfluss der Gesundheit auf die Arbeitsfähigkeit klassifiziert nach Berufsgruppen. Methodik: Die Grundlage für die Analysen bildet eine Kohorte von Personen, die zum Zeitpunkt beider Befragungswellen (2011 und 2014) erwerbstätig war (n = 4109). Die Items selbstberichtete Gesundheit, Arbeitsfähigkeit, Berufsgruppe (Blossfeld Klassifikation), ärztlich bestätigte Diagnosen (Prävalenz), Arbeitszeit und Schichtarbeit wurden deskriptiv zum Zeitpunkt W1 (2011) analysiert. Veränderungen der Gesundheit und Arbeitsfähigkeit wurden im Längsschnitt zwischen Welle 1 und Welle 2 untersucht, differenziert nach Berufsgruppen und Kohortenzugehörigkeit. Mit varianzanalytischen Verfahren wurden mögliche Determinanten der stetig gemessenen und normalverteilten Veränderung des WAI untersucht. Ergebnisse: Insbesondere Angehörige der Agrarberufe und der einfachen Dienste weisen eine schlechte Gesundheit auf. Eine überdurchschnittlich gute Gesundheit haben Ingenieure, Professionen und Manager. Beim Vergleich der durchschnittlichen Veränderung des WAI (Welle 1 zu Welle 2) weisen Personen mit einer anfangs guten Gesundheit eine Verschlechterung und Personen mit einer anfangs schlechten Gesundheit eine Verbesserung der Arbeitsfähigkeit auf. Die geringste Verschlechterung der Arbeitsfähigkeit weisen die Agrarberufe und die einfachen kaufmännischen Verwaltungsberufe auf. Die größte Verschlechterung ist bei qualifizierten Diensten, einfachen Diensten, Professionen und Managern zu finden. Die Varianzanalyse weist auf die Gesundheit als maßgebliche Determinante der Arbeitsfähigkeit hin. Bei Männern gibt es einen signifikanten Einfluss der Berufsgruppenzugehörigkeit auf die Veränderung der Arbeitsfähigkeit, bei Frauen hingegen nicht. Diskussion/Schlussfolgerung: Die berufliche Qualifikation beeinflusst die selbstberichtete Gesundheit. Sogenannte „white collar worker“ weisen häufiger eine bessere selbstberichtete Gesundheit auf als „blue collar worker“. Insbesondere bei Männern hat die Berufsgruppenzuordnung auch Einfluss auf die Veränderung der Arbeitsfähigkeit und zeigt Handlungsbedarf u.a. im Rahmen des Betrieblichen Gesundheitsmanagements.