Gesundheitswesen 2015; 77 - A206
DOI: 10.1055/s-0035-1563162

Delir und Krankenhausdokumentation (2012 – 2014)

B Hanussek 1, M Ried 2, C Höll 3, M Langhans 3, J van Essen 3
  • 1MDK Hessen Team Frankfurt, Frankfurt am main
  • 2MDK Hessen, Frankfurt am Main
  • 3MDK Hessen, Oberursel

Das Delir ist eine schwerwiegende Komplikation bei Krankenhauspatienten mit nachfolgend u.a. vermehrter Pflegebedürftigkeit. Eine Arbeit von McAvay et. al (2006) bei geriatrischen Patienten zeigte auf, dass die Notwendigkeit zur Aufnahme in ein Pflegeheim innerhalb Jahresfrist mit dem Auftreten eines Delirs an sich sowie der Geschwindigkeit des Abklingens der Symptomatik korreliert (Pflegeheimaufnahme: kein Delir = 29,4%, Delir bei Entlassung = 79,2%). Damit erscheinen Diagnostik, Prävention und Therapie eines Delirs von besonderer Wichtigkeit. Die vorgelegte Arbeit untersuchte in 55 Krankenakten (28 Frauen, 27 Männer, Altersspanne 63 – 96 Jahre. Von 2012 – 2014) im Rahmen von Einzellfallbegutachtungen durch den MDK die Diagnose Delir unter der Frage erfolgter Diagnostik und Therapie. Der weitere Hilfsbedarf konnte für 46 Patienten an Hand von Pflegegutachten über 6 Monate nachverfolgt werden. Ergebnisse: Eine strukturierte Befunderhebung und Ursachenabklärung war kaum nachvollziehbar. In keinem Fall erfolgten ein Screening oder die Anwendung spezifischer Scores. Behandlung durch ein multiprofessionelles Team bei 60% der Patienten, 42 Patienten erhielten Psychopharmaka/Sedativa, 10 wurden fixiert. Nur in 3 Fällen andersartige Interventionen dokumentiert (2 x Niedrigbett, 1 x mit Rooming in und 1 x Aromaölwaschung). In 25% der Entlassungsberichte war kein Delir erwähnt. Pflegebedarf innerhalb von 6 Monaten: Neu- oder Höhergruppierung in eine Pflegestufe bei 63% der Patienten Eingeschränkte Alltagskompetenz bei 39% Neuaufnahme in ein Pflegeheim bei 38% Schlussfolgerungen: Verbesserte Prävention und Therapie helfen die Folgekosten des Pflegebedarfs zu senken. Schulungsprogramme zu Diagnostik und Therapie des Delirs tragen zu frühzeitigem Erkennen und adäquater Therapie bei. Verbesserter Austausch zwischen ambulantem und stationärem Bereich (Entlassungsberichte, Pflegeüberleitung usw.) ist eine Grundvoraussetzung. Verbindliche Empfehlungen zur Basisdiagnostik und Therapie des Delirs sind für alle Bereiche zu erarbeiten und umzusetzen.

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