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DOI: 10.1055/s-0035-1563168
Machbarkeitsstudie – hausärztliche Kriterien zur Reduktion einer Polypharmazie
Hintergrund: Eine vorangegangene qualitative Studie1 beschrieb hausärztliche Priorisierungskriterien zur Reduktion von Polypharmazie bei stationär entlassenen, multimorbiden, älteren Patienten. Ob die erhobenen hausärztlichen Entscheidungenkriterien kontextabhängig stringent angewendet werden, muss in einer größeren repräsentativen Studie überprüft werden. Zur Vorbereitung dieses Surveys stehen im Fokus einer hier dargestellten Machbarkeitsstudie die Optimierung des Fragebogendesigns sowie die Erprobung verschiedener Zugangswege. Methodik: Befragt wurden 1100 Hausärzte in Sachsen-Anhalt. Der selbst entwickelte Fragebogen enthielt Fragen zum Verordungsverhalten (z.B. Maximalanzahl, entscheidungsrelevante Kriterien) sowie zwei Fallvignetten mit je x Arzneimitteln mit der Bitte um kritische Überprüfung der Medikation. Drei Zugangswege wurden getestet: 1/3 der Hausärzte erhielt den Fragebogen per Post (inkl. unentgeltlichem Rückumschlag), 1/3 erhielt den Fragebogen per Post sowie zusätzlich einen Link zu einer Online-Version des Fragebogens, 1/3 erhielt diesen Link per E-Mail. Ergebnisse: Der Rücklauf betrug 18,7% (206 Fragebögen). Der Postversand (inkl. Rückumschlag) ergab einen Rücklauf von 22%, der Postversand inkl. Rückumschlag und Link 18%, aber nur ein Arzt nutzte den Link zum Online-Fragebogen. Der Rücklauf der Online-Fragebögen nach E-Mail-Versand eines Links betrug 12%. Inhaltlich nannten die Ärzte als wichtigste Kriterien für eine Arzneimittelreduktion die Patienten- und Arzneimittelsicherheit, die Lebensqualität sowie die Indikation. Aspekte wie ökonomische Überlegungen/Praxisbudget und rechtliche Grundlagen spielten eine untergeordnete Rolle. Diskussion: Hausärztliche Priorisierungsentscheidungen bei Polypharmazie unterliegen einem Kriterienkomplex, in dem neben objektiven Faktoren (Diagnosen, messbare Symptome) auch eine Vielzahl anderer Kriterien (z.B. Lebensqualität) berücksichtigt werden. In den Falldarstellungen sind Verbesserungswünsche der Hausärzte zu berücksichtigen, z.B. Möglichkeit zu alternativer Medikation, aktuelle Laborwerte. Eine Befragung mittels Online-Fragebogen stellt zwar zunächst die kostengünstigste Methode dar, war allerdings dem Versand der Fragebögen auf dem Postweg (inkl. Rückumschlag) im Rücklauf unterlegen. (Gefördert durch einen Zuschuss der DGSMP)
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