Gesundheitswesen 2015; 77 - A214
DOI: 10.1055/s-0035-1563170

(Früh-)Erkennung demenzieller Erkrankungen aus hausärztlicher Sicht – Ergebnisse des Projektes NEUROTRANS

Y Marx 1, J von Hintzenstern 1, A Eich-Krohm 2, BP Robra 3, ML Herrmann 1
  • 1Institut für Allgemeinmedizin, Medizinische Fakultät, Otto-von-Guericke Universität Magdeburg, Magdeburg
  • 2Medizinische Fakultät, Otto-von-Guericke Universität Magdeburg, Magdeburg
  • 3Institut für Sozialmedizin und Gesundheitsökonomie, Magdeburg

Hintergrund: Das Projekt NEUROTRANS (Förderung: Bundesministerium für Bildung und Forschung, FZ 01GP1307) erforscht seit Oktober 2013 an der medizinischen Fakultät der Otto-von Guericke-Universität Magdeburg Möglichkeiten, um einen Transfer wissenschaftlicher Erkenntnisse in die hausärztliche Praxis zu ermöglichen. Gleichzeitig soll hinsichtlich relevanter Aspekte und limitierender Faktoren in der Erkennung und Behandlung demenzieller Erkrankungen ein (Rück-)Transfer aus der Praxis in die Wissenschaft sichergestellt werden. Während die Forschung nach Ansätzen sucht, den Verlauf demenzieller Erkrankungen zu verlangsamen oder aufzuhalten, stellen Hausärzte die erste und wichtigste Anlaufstelle bei (frühen) Verdachtssymptomen und bei der Betreuung von Menschen mit Demenz und deren Angehörigen dar. Forschende Institutionen und Hausärzte agieren bisher getrennt. Methodik: In allgemeinmedizinischen Praxen tätige Hausärzte aus Magdeburg wurden in Interviews zu ihren Erfahrungen hinsichtlich der Diagnostik (Anwendung von Tests, Erkennung von Frühsymptomen, damit verbundene Probleme) und der weiteren Versorgung der Patienten und Beratung der Angehörigen befragt. Weiterhin wurden in vier Fokusgruppen, bestehend aus insgesamt 36 Ärzten aus allgemeinmedizinischen Hausarztpraxen in Sachsen-Anhalt, für das Projekt entwickelte Fallvignetten vorgestellt und diese diskutiert. Ergebnisse: Die Ergebnisse der Analysen aus dem Projekt machen deutlich, dass Hausärzte einer (zu) frühen Demenzdiagnostik (vor dem 70. Lebensjahr) und Diagnosestellung aufgrund fehlender Therapiemöglichkeiten und Medikamente negativ gegenüber stehen, während Neurowissenschaftler verstärkt nach möglichst jungen Patienten (unter 50) in frühen Stadien suchen. Diskussion: Das Projekt NEUROTRANS hat die unterschiedlichen Handlungswelten der Hausärzte und forschenden Institutionen deutlich gemacht. Bei der Prävention, (Früh-)Erkennung und Behandlung demenzieller Erkrankungen können unter Einbezug ethischer und praktischer hausärztlicher Bedingungen gemeinsame Forschungsinteressen entwickelt werden.