Gesundheitswesen 2015; 77 - A286
DOI: 10.1055/s-0035-1563242

Die HIV-Testbereitschaft steigern: Erfahrungen aus den bayerischen HIV-Testwochen

E Leineweber 1, M Enke 1, M Heyn 1, S Mutert 2, G Ziegler 2
  • 1Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, München
  • 2Bayerisches Staatsministerium für Gesundheit und Pflege, München

Fragestellung: Etwa 1.800 Menschen in Bayern leben nach Schätzung des RKI mit einer unerkannten HIV-Infektion. Dies und die steigende Anzahl von Late Presentern stellen die Frage, wie die Inanspruchnahme der HIV-Testung bei riskierten Personen gesteigert werden kann. Neben der Erhöhung der Testmotivation gehören dazu die Information über kostenlose und anonyme Testangebote und der Abbau von Vorbehalten. Zugleich gilt es, niedergelassene Ärzte für die Problematik zu sensibilisieren. Methodik: Unter dem Motto „testjetzt!“ wurde im Frühjahr 2013 auf Initiative des Bayerischen Gesundheitsministeriums eine erste „Bayerische HIV-Testwoche“ durchgeführt. Aufgrund der positiven Resonanz wurde sie 2014 fortgesetzt und wird 2015 wieder stattfinden, koordiniert vom Zentrum für Prävention und Gesundheitsförderung im Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit. Im Rahmen der Testwoche sind Gesundheitsämter, Psychosoziale AIDS-Beratungsstellen, AIDS-Hilfen und weitere HIV-Projekte aufgerufen, zusätzlich zum regulären Angebot neue Gelegenheiten zum HIV-Test zu bieten und mit Veranstaltungen über das Thema zu informieren. Die Webseite www.testjetzt.de verzeichnet diese niedrigschwelligen Angebote in ganz Bayern. 2014 wurde die Testwoche in Kooperation mit der Bayerischen Landesärztekammer erweitert um eine Informationsoffensive für Ärztinnen und Ärzte. Unter anderem wurde ein Factsheet mit den wichtigsten Informationen zur Problematik der Spätdiagnosen und mit regionalen Kontaktadressen zur psychosozialen Weiterbetreuung Betroffener herausgegeben. Im Bayerischen Ärzteblatt erschien ein Übersichtsartikel und die ärztlichen Kreisverbände waren aufgerufen, Fortbildungsveranstaltungen anzubieten. Ergebnisse: Mit 66 Veranstaltungen 2013 und 80 Veranstaltungen 2014 war die Testwoche ein großer Erfolg. Die Anzahl der durchgeführten Tests an den Gesundheitsämtern in Bayern konnte im Vergleich zum Jahresdurchschnitt um rund 27% (2013) bzw. 40% (2014) gesteigert werden. Diskussion: Die Steigerung der Inanspruchnahme niedrigschwelliger Angebote zum HIV-Test und die Resonanz von Öffentlichkeit, Presse und Fachstellen sind erfreulich. Durch die Kooperation mit dem dichten Netzwerk für HIV und Aids in Bayern kann mit verhältnismäßig geringem finanziellen Aufwand ein großer Effekt erzielt werden. Ziel ist es, riskierte Gruppen in noch stärkerem Maß zu erreichen.