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DOI: 10.1055/s-0035-1563314
Palliative Lebensqualität – Facetten der Bedürfniskommunikation russischsprachiger Migrant_innen am Lebensende
Hintergrund: Die Definition der WHO zur Lebensqualität in Palliative Care benennt die Bedürfnisse von unheilbar erkrankten Menschen, die in vorliegenden Versorgungskonzepten demgemäß berücksichtigt werden. Die individuelle Lebensqualität von Patient_innen und Angehörigen in der palliativen Versorgung zu verbessern, setzt voraus, dass die jeweiligen Bedürfnisse wahrgenommen und kommuniziert werden. Ob und in welcher Weise mit der Migration aus russischsprachigen Ländern verbundene Aspekte für die palliative Lebensqualität eine Rolle spielen und entsprechend in der Hospiz- und Palliativversorgung (HPV) wahrgenommen und kommuniziert werden, ist bislang weitgehend unklar. Im Rahmen des BMBF-Projekts der Versorgungsforschung PALQUALSUM wird die Versorgungssituation russischsprachiger Migrant_innen untersucht, die in Deutschland eine der größten Migrantengruppen darstellen. Dabei wird erfasst, welche subjektiven Bedürfnisse für die Versorgung am Lebensende bedeutsam sind und welche Relevanz diese für Konzepte und Einrichtungen der HPV in Deutschland haben. Methode: In der qualitativen Studie wurden zunächst Experteninterviews (n = 43) in der ambulanten und stationären HPV durchgeführt, um deren Perspektive zu Versorgungsanforderungen dieser Zielgruppe zu erfassen. Ferner wurden episodische Interviews mit russischsprachigen Patient_innen und Angehörigen (n = 29) unterschiedlichen Alters, Geschlechts und Religionszugehörigkeit durchgeführt, um deren subjektiven Sichtweisen für eine „gute“ Versorgung am Lebensende darzustellen. Ergebnisse: Vorgestellt werden Ergebnisse der thematisch-fallvergleichenden Analyse der episodischen Interviews mit Betroffenen hinsichtlich ihrer Vorstellungen zur Lebensqualität in der Versorgung am Lebensende, die zeigen, dass die Bedürfnisse und Wünsche einerseits von unterschiedlichen Biografien abhängen und andererseits unter Bezugnahme auf Umstände der Lebens- und Versorgungssituation sowie bestehenden Bilder der Versorgung konstruiert und kommuniziert werden. Erfahrungen und Kenntnisse zur Versorgungssituation in den Herkunftsländern spielen dabei eine wesentliche Rolle. Schließlich zeigen sich differente Muster im Verständnis von Lebensqualität am Lebensende, die teilweise den Zugang zur HPV erschweren. Diskussion: Diskutiert wird der Entstehungsprozess von individuellen Bedürfnissen russischsprachiger Migrant_innen am Lebensende und dessen Bedeutung für den Dialog in Versorgungskontexten, um bestehenden Nachteilen besser begegnen zu können.