Gesundheitswesen 2015; 77 - A377
DOI: 10.1055/s-0035-1563333

Versorgungsprobleme von Menschen mit Demenz an der Schnittstelle von Krankenhaus und Heim

B Reuschenbach 1, T Wied 1
  • 1Katholische Stiftungsfachhochschule München, München

Mit der Überleitung von Menschen mit Demenz vom Krankenhaus ins Heim findet ein Wechsel auf vielfältigen Ebenen statt: Der Patient wird zum Bewohner. Die Zuständigkeit stationärer medizinischer Fachdisziplinen wird durch die ambulante allgemeinmedizinische Versorgung ersetzt. Die Verantwortlichkeit der Gesundheits- und Krankenpflege wird durch die Verantwortlichkeit der Altenpflege, mit ihren jeweils eigenen Zielsetzungen und Gesetzmäßigkeiten, abgelöst. Ein kurativer Ansatz wird durch Pflege und Betreuung ersetzt. Zielsetzungen und Organisationsregeln des SGB V werden durch die des SGB XI ersetzt. Trotz dieser mannigfaltigen Systemwechsel – in die eine und in die andere Richtung – bleibt der Mensch mit Demenz mit seinen komplexen Anforderungen identisch. Aus Sicht der Versorgungsforschung ist zu klären, welche Problemlagen sich für die Betroffenen ergeben und welche Maßnahmen zur Verbesserung der Transferproblematik möglich sind. Methodik: Auf der Grundlage einer systematischen Literaturrecherche in nationalen und internationalen Datenbanken (Pubmed, CINHAL, Medline) wurden Demenz bezogene Studien gesichtet, die Transferprobleme vom Krankenhaus ins Heim und umgekehrt, beschreiben. Weiterhin wurden Interventionen zur Verbesserung des Transfers systematisiert. Ergebnis: Die Recherche verdeutlicht, dass auch international transsektorale, transdisziplinäre und transprofessionelle Übersetzungsprozesse notwendig sind, um eine bedürfnisgerechte Versorgung von Menschen mit Demenz und deren Angehörige zu ermöglichen. Insbesondere Formen der interprofessionellen Zusammenarbeit wirken günstig auf die Versorgungssituation. Unter dem Blickwinkel der Forschungslogik wird deutlich, dass Professionen in der Problemanalyse ihre jeweils eigene Sicht zu Ursachen und Wirkungen (Outcomes) favorisieren. Im Sinne einer Bewohner-/Patientenorientierung sollte auch im Forschungsvorgehen auf eine interdisziplinäre und interprofessionelle Ausrichtung geachtet werden.