Gefäßmedizin Scan - Zeitschrift für Angiologie, Gefäßchirurgie, diagnostische und interventionelle Radiologie 2015; 02(04): 259
DOI: 10.1055/s-0035-1563761
Editorial
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Zeit sparen – mit Gefäßmedizin Scan

Ralph-Ingo Rückert
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Eike Sebastian Debus
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
28. Oktober 2015 (online)

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Eike Sebastian Debus
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Ralph-Ingo Rückert

Es ist nicht zu wenig Zeit, die wir haben, sondern es ist zu viel Zeit, die wir nicht nutzen.
Lucius Annaeus Seneca (* ca. 1 v. Chr., † 65 n. Chr.)

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

es ist kaum zu glauben, die vor Ihnen liegende Ausgabe unserer Gefäßmedizin Scan schließt bereits unseren 2. Jahrgang ab. Sie werden das genauso ungläubig registrieren wie wir – im nächsten Jahr gehen wir schon in das 3. Jahr unseres Bestehens! Die Zeit rast an uns vorbei, und je mehr wir erleben, je dichter wir die Zeit verbringen, desto oberflächlicher und weniger intensiv nehmen wir Erlebtes und Erlerntes auf. Die Zeit sinnvoll und effektiv zu nutzen, unwichtiges von wichtigem zu trennen und sich auf das zu konzentrieren, was uns wirklich bereichert, zählt sicher zu den wichtigsten – und schwierigsten – Aufgaben. Steve Jobs, einer der innovativsten Köpfe unserer Zeit, hat dies in die folgenden Worte gefasst:

„Deine Arbeit wird einen großen Teil deines Lebens einnehmen und die einzige Möglichkeit, wirklich zufrieden zu sein ist, dass du glaubst, dass du großartige Arbeit leistest. Und der einzige Weg großartige Arbeit leisten zu können, ist zu lieben, was du tust. Wenn du das noch nicht gefunden hast, dann halte die Augen offen.“

In diesen Sätzen liegt sehr viel Wahrheit – und Weisheit. Ein Teil dieser Wahrheit lässt sich auf unsere Zeitschrift übertragen, wie das? Wir alle wissen: die Gefäßmedizin ist ein facettenreiches und umfangreiches Gebiet. Jede Region des menschlichen Organismus kann beteiligt sein, die Ausbildung vaskulärer Erkrankungen ist demzufolge enorm heterogen. Das Armamentarium von Diagnostik und Therapie ist geradezu unerschöpflich, und die Halbwertszeit neuer Behandlungsoptionen und Erkenntnisse wird immer kürzer. Unmöglich, über das gesamte Gebiet einen umfassenden und aktuellen Überblick zu behalten: weit über 100 Journale befassen sich jeden Monat neu mit vaskulären Themen. Daher wurde das Konzept der Gefäßmedizin Scan entwickelt. Wir scannen die wichtigsten Zeitschriften für Sie und suchen daraus die wichtigsten Publikationen heraus, um Ihnen die wichtigen Essenzen zusammengefasst – und teilweise diskutiert – zu vermitteln. Dies ist unser Beitrag zur effektiven Nutzung Ihrer Arbeitszeit – und wir würden uns freuen, wenn es damit gelänge, zu Ihrer Zufriedenheit im Beruf beitragen zu können, um bei Steve Jobs zu bleiben.

Auch in dem vorliegenden Heft beschäftigen wir uns wieder mit vielen wichtigen, teilweise revolutionären Fragen. Die Ergebnisse der Studie von Steinberg et al. beispielsweise werden unsere aktuellen Vorstellungen zum perioperativen Bridging grundlegend ändern, auch wenn sicherlich mehr Evidenz hierzu erforderlich ist: lesen Sie den Kommentar hierzu aus der kompetenten Feder von Krabbe und Bauersachs – er wird Einfluss auf Ihre eigene Therapiestrategie haben! Auch die Diskussion um die interventionelle Therapie der symptomatischen Karotisstenose geht weiter – lesen Sie hierzu den Kommentar von M. Storck zu den aktuell publizierten Langzeitdaten aus der ICSS-Studie. Die asymptomatische Karotisstenose jedoch wird zunächst noch weiter auf evidenzbasierte Daten warten müssen. Die spinale Ischämie ist nach wie vor ein ungelöstes – und unzureichend verstandenes – Problem nach thorakoabdominellem Aortenersatz, sowohl offen als auch endovaskulär. Veränderte und 2-zeitige Operationsstrategien können möglicherweise eine Reduktion dieses Problems erreichen, der Weg über die präoperative Coilembolisation von Spinalarterien kann eine weitere Möglichkeit sein. Insgesamt problematisch jedoch ist sicher, dass sich die Anzahl invasiver Behandlungen des thorakoabdominellen Aortenaneurysmas nicht nur in der hier diskutierten Publikation aus Lille verzehnfacht, sondern mit Einführung der stentgestützten Therapie insgesamt vervielfacht hat. Erfreulich ist, dass seit langer Zeit wieder einmal eine – industriegesponsorte – randomisierte Studie mit Follow-up zu 2 Gefäßprothesen erschienen ist! Der Vergleich von konventioneller Rekonstruktion mit endovaskulärer Rekanalisation stellt weiterhin ein wichtiges und – zumindest mit aktuellen Devices – unerreichtes Ziel dar, aber es ist notwendig darzustellen, dass auch in der offenen Chirurgie durch verbesserte Implantate Fortschritte erzielt werden!

Wir würden Ihnen gerne alle weiteren Highlights des aktuellen Heftes in diesem Editorial vorstellen, aber das sprengt diesen Rahmen. Beginnen Sie darin zu lesen – die Lektüre wird Sie fesseln!

Herzlich, Ihre Herausgeber

PD Dr. med. Ralph-Ingo Rückert und Univ.-Prof. Dr. med. Eike Sebastian Debus