Zeitschrift für Phytotherapie 2015; 36 - P05
DOI: 10.1055/s-0035-1565966

Entwicklung einer UHPLC-Methode zur phytochemischen Charakterisierung von Extrakten aus Hypericum perforatum L.

M Heinrich 1, FC Stintzing 1, DR Kammerer 1
  • 1WALA Heilmittel GmbH, Abteilung Analytische Entwicklung/Forschung, Bad Boll, Deutschland

Das Echte Johanniskraut (Hypericum perforatum L.) hat bis heute große Bedeutung in der Phytotherapie, was sich u.a. an der Wahl zur Arzneipflanze des Jahres 2015 ablesen lässt [1]. Der Pflanze werden mild antidepressive sowie antiphlogistische, wundheilungs- und durchblutungsfördernde sowie antibakterielle Wirkungen zugeschrieben [2]. Zur Sicherstellung einer gleichbleibenden pharmazeutischen Qualität ist es essentiell, die genaue Zusammensetzung pflanzlicher Extrakte zu kennen [3]. Mit dem Ziel, verschiedene Zubereitungen aus H. perforatum miteinander vergleichen zu können, wurde eine UHPLC/DAD-Methode entwickelt, die es ermöglicht, das breite Spektrum sekundärer Inhaltsstoffe alkoholischer Extrakte, aber auch öliger Mazerate nach entsprechender Aufarbeitung, in einem Lauf abzubilden. Die Analysenzeiten konnten dadurch im Vergleich zu bisher in der Literatur beschriebenen Methoden wesentlich verkürzt werden [4]. Innerhalb von 21 min lassen sich mit dieser Methode in methanolischen Extrakten charakteristische Zimtsäurederivate, Catechine, Procyanidine, Flavonol-Glykoside und die Naphthodianthrone Hypericin und Pseudohypericin sowie deren Biosynthesevorstufen Protopseudohypericin und Protohypericin trennen und quantitativ erfassen (Abb. 1A). In öligen Zubereitungen waren 5 dieser Verbindungen quantitativ dominierend: die Flavonole Quercetin und Kämpferol, das Biflavon I3, II8-Biapigenin sowie die Phloroglucinderivate Hyperforin und Adhyperforin (Abb. 1B). Die entwickelte Methode liefert eine wertvolle Basis für Qualitätskontrollprüfungen an verschiedensten Johanniskrautpräparaten. Des Weiteren belegen die Ergebnisse, dass die Wahl des Extraktionsmittels entscheidend für das Inhaltsstoffspektrum der resultierenden pharmazeutischen Zubereitung ist. Eine eingehende Bewertung des Einflusses verschiedener Öle auf die inhaltsstoffliche Zusammensetzung der gewonnenen Extrakte ist Gegenstand aktueller Untersuchungen.

Abb. 1: Vergleich des (A) Fingerprints eines methanolischen Extrakts, durchgezogene Linie, mit dem (B) Fingerprint eines öligen Extrakts, gepunktete Linie; UV-Chromatogramme bei 270nm mit einigen ausgewählten Verbindungen.
Abkürzungen: Proto-PH = Protopseudohypericin, PH = Pseudohypericin, Proto-H = Protohypericin, H = Hypericin; n.i.= nicht identifiziert.

[1] Mayer JG. Z Phytother 2014; 35: 289 – 291

[2] Schilcher H et al. Leitfaden Phytotherapie. 4. Aufl., München: Elsevier, Urban & Fischer; 2010

[3] Wurglics M, Schubert-Zsilavecz M. Pharm Unserer Zeit 2003; 32: 236 – 241

[4] Isacchi B et al. J Pharm Biomed Anal 2007; 45: 756 – 761