Z Geburtshilfe Neonatol 2015; 219 - FV02_6
DOI: 10.1055/s-0035-1566461

Reifungsbeurteilung der autonomen Funktion anhand der fetalen Herzfrequenzregulation

U Schneider 1, EM Kowalski 2, A Schmidt 2, E Schleußner 3, O Witte 4, D Hoyer 2
  • 1Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe Jena, Arbeitsbereich Pränatale Diagnostik und Fetale Physiologie, Jena, Germany
  • 2Universitätsklinikum Jena, Hans-Berger-Klinik f. Neurologie, Biomagnetisches Zentrum, Jena, Germany
  • 3Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe Jena, Abteilung Geburtshilfe, Jena, Germany
  • 4Universitätsklinikum Jena, Hans-Berger-Klinik f. Neurologie, Jena, Germany

Basierend auf universellen Reifungsprinzipien stellten wir den Reifungsscore fABAS vor, der verschiedene Parameter der fetalen Schlag-zu-Schlag-Herzfrequenzvariabilität (fHRV) in der fetalen Magnetokardiografie (fMKG) integriert und das Reifealter (MA) der autonomen Funktion repräsentiert (Hoyer, PlosOne, 2013). Ein klinischer Standardparameter der fetalen Zustandsbeurteilung im konventionellen CTG ist die KZV nach Dawes/Redman-Algorithmus (DR). Ziel dieser Studie ist es, zu beurteilen, 1. welche Reifungsaussage aus der KZV abgeleitet werden kann, und 2. ob durch gezielte Fragmentierung der Herzfrequenzmuster (fHRP) (Aktivität, Akzelerationen [AC]/Dezelerationen [DC]) die Reifungsaussage des fABAS verbessert werden kann.

Die Untersuchung basiert auf einer Datenbank aus 418 30-min fMKGs gesunder Feten von 21 – 40 SSW. Die KZV wurde entsprechend DR ermittelt, die fHRV umfasste folgende Parameter: AMP (Fluktuationsamplitude), gMSE3 (Komplexität), skewness (Verteilungsschiefe), pNN5, lnVLF/HF. Die Aktivitätsklassifikation erfolgte visuell (10 min-Segmente aktiv/fHRPII: 344; ruhig/fHRPI: 137). Geprüft wurde bei fHRPI, wie sich der Ausschluss von DC bzw. AC+DC auf den fABAS auswirkt.

Der mittlere fABAS zeigt bis 35 SSW einen linearen Anstieg mit dem MA (30-min 0,65; fHRPI 0,62; fHRP 0,61; alle p < 0,001), danach ein Plateau. Die Korrelation der KZV zum MA ist gering (0,2; n.s.), die Hinzunahme der KZV zum fABAS verbessert die Reifungsaussage nicht (0,648 vs. 0,649). Die schrittweise Segmentierung der fHRPI führte zu einer Steigerung der Prädiktivität des fABAS auf 0,71 (alle Angaben Bestimmtheitsmaß der linearen Regression, R2).

Trotz geringer Gestationsalterabhängigkeit ist die KZV kein Reifungsparameter der autonomen Funktion, ihre numerische Aussagekraft ist gleichbleibend robust. Während die Zustandsbeurteilung des Feten auf aktive Phasen angewiesen ist, lässt sich das autonome MA des gesunden Feten bei ruhigem fHRP am besten beurteilen.