Z Geburtshilfe Neonatol 2015; 219 - FV15_2
DOI: 10.1055/s-0035-1566546

Aufbau einer interdisziplinären Fallkonferenz für herzkranke Frauen im reproduktiven Alter: 4-Jahres-Erfahrung an einem Zentrum

B Trost 1, A Flöck 1, C Hammerstingl 2, UI Herberg 3, N Kiefer 4, O Dewald 5, K la Rosée 6, U Gembruch 1, WM Merz 1
  • 1Universitätsklinikum, Zentrum für Geburtshilfe und Frauenheilkunde, Bonn, Germany
  • 2Universitätsklinikum, Medizinische Klinik und Poliklinik II, Bonn, Germany
  • 3Universitätsklinikum, Kinderherzzentrum, Bonn, Germany
  • 4Universitätsklinikum, Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin, Bonn, Germany
  • 5Universitätsklinikum, Klinik und Poliklinik für Herzchirurgie, Bonn, Germany
  • 6Kardiologische Gemeinschaftspraxis Kardio Bonn, Bonn, Germany

Fragestellung: Aufgrund der potentiell vital bedrohlichen Auswirkungen einer Schwangerschaft empfehlen Fachgesellschaften eine interdisziplinäre Betreuung von Frauen mit Herzerkrankungen. Wir berichten unsere monozentrischen Erfahrungen in einem 4-Jahres-Zeitraum nach Etablierung einer interdisziplinären Fallkonferenz.

Methodik: Von 1.1.2011 – 31.12.2014 wurden kontrazeptive/präkonzeptionelle Beratungen sowie Betreuungen während Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett fortlaufend erfasst.

Ergebnisse: 123 Patientinnen und 100 Geburten wurden betreut. Die Mehrheit der Herzerkrankungen (n = 74; 60,2%) stellten einfache (n = 43) und komplexe (n = 31) Vitien dar. Weitere kardiologische Diagnosen umfassten Arrhythmien (n = 18;14,6%), Kardiomyopathien (n = 15;12,2%), Herzerkrankungen bei Bindegewebserkrankungen (n = 6; 4,9%) und sonstige (n = 10; 8,1%). Gemäß WHO-Klassifikation befand sich die Mehrheit der Patientinnen (66,6%) in Klasse I (n = 26) – II (n = 56). 24,4% der Frauen (n = 30) hatten eine Herzerkrankung der WHO-Klassen III-IV, welche ein hohes/sehr hohes Risiko einer kardialen Komplikation beinhaltet. Die maternale Mortalität unseres Kollektivs war mit 1,8% (n = 2) erhöht, hierunter jeweils ein Fall der WHO Klasse III und IV. Nach Etablierung der interdisziplinären Fallbetreuung nahmen die Zahlen der betreuten Patientinnen jährlich kontinuierlich zu (+111,5%, von n = 26 auf n = 55).

Schlussfolgerung: Eine interdisziplinäre Betreuung von Frauen mit Herzerkrankungen lässt sich an einem Zentrum der Maximalversorgung effektiv umsetzen. Der hohe Anteil von Frauen der WHO-Klassen III und IV sowie die hohe Müttersterblichkeit veranschaulichen die Komplexität der Fälle und bestätigen die Notwendigkeit der engmaschigen interdisziplinären Betreuung.