Z Geburtshilfe Neonatol 2015; 219 - FV16_2
DOI: 10.1055/s-0035-1566553

Molekularbiologische Identifikation von Mikroorganismen in Eihäuten und Placenta beim Amnioninfektionssyndrom

D von Schöning 1, J Kikhney 2, J Schulze 3, A Petrich 2, A Moter 3, I Steding 1, A Thomas 1
  • 1Klinik für Geburtsmedizin, Charité – Universitätsmedizin Berlin, Campus Charité Mitte, Berlin, Germany
  • 2Institut für Mikrobiologie und Hygiene, Charité – Universitätsmedizin Berlin, Campus Benjamin Franklin, Berlin, Germany
  • 3Zentrum für Biofilme und Infektionen, Deutsches Herzzentrum Berlin, Berlin, Germany

Fragestellung/Ziel: Die Bedeutung von Mikroorganismen als Ursache für Entzündungsreaktionen, vorzeitige Wehen/vorzeitigen Blasensprung und Frühgeburtlichkeit ist unklar. Die mikrobiologische Routinediagnostik beim Amnioninfektionssyndrom (AIS) beruht auf dem kulturellen Nachweis von Mikroorganismen in Abstrichen von Placenta und Eihäuten.

Ziel der Studie war es, den Wert von 2 molekularbiologischen Methoden, Fluoreszenz in situ Hybridisierung (FISH) und panbakterielle PCR, für die Detektion von Mikroorganismen in Eihäuten und Placenten zu untersuchen.

Methodik: Es wurde eine diagnostische FISH-Sondenkombination zusammengestellt, welche die 16S rRNA von potenziell relevanten Bakterien beim AIS detektiert. Mit dieser Methode wurden die Eihäute und Placenten von 16 Fällen mit klinischem Verdacht auf AIS nach Entbindung per Sectio in 26 – 36 SSW untersucht. Des Weiteren wurde eine panbakterielle 16S rRNA-Gen-PCR durchgeführt. In einer zweiten Patientengruppe wurden Eihäute und Placenten von 10 Patientinnen mit Frühgeburt nach Sectio ohne Infektionsverdacht untersucht. In eine Kontrollgruppe wurden 26 Patientinnen mit primärer Sectio nach 37 SSW eingeschlossen. Die Ergebnisse wurden mit den kulturbasierten und histopathologischen Befunden verglichen.

Ergebnis: In der AIS-Gruppe gelang in 10 von 16 Fällen der Nachweis eines Mikroorganismus. Am häufigsten wurden Ureaplasma spp. detektiert (4/16), welche kulturnegativ waren. In der Fallgruppe mit Frühgeburt ohne Infektionsverdacht konnten keine Mikroorganismen nachgewiesen werden. In der Kontrollgruppe waren FISH und PCR ebenfalls negativ.

Schlussfolgerung: In dieser Pilotstudie konnte erstmalig eine diagnostische FISH und PCR im klinischen Kontext beim AIS erfolgreich durchgeführt werden. Es gelang die Entwicklung einer kontaminationsarmen Entnahmetechnik. Molekularbiologische Methoden stellen eine mögliche Erweiterung der mikrobiologischen Diagnostik beim AIS dar.