Z Geburtshilfe Neonatol 2015; 219 - P03_5
DOI: 10.1055/s-0035-1566592

Schädeldeformitäten – bekommt das Krankheitsbild rechtzeitig die nötige Aufmerksamkeit?

C Neusel 1, D Class 2, G Jorch 3, C Zahl 4, A Rißmann 1
  • 1Fehlbildungsmonitoring Sachsen-Anhalt, Medizinische Fakultät der Otto-von-Guericke-Universität, Magdeburg, Germany
  • 2Universitätsklinik für Neurochirurgie, Magdeburg, Germany
  • 3Universitätskinderklinik, Magdeburg, Germany
  • 4Universitätsklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, Magdeburg, Germany

Fragestellung: Unter Schädeldeformitäten (SD) fallen sowohl angeborene Kraniosynostosen, als auch erworbene Veränderungen der Schädelarchitektur. Hierzu zählen lagebedingte SD, die in den letzten Jahren nach der Kampagne zur Vermeidung des Plötzlichen Kindstodes zugenommen haben. Im Fehlbildungsmonitoring Sachsen-Anhalt ist im Zeitraum 1996 – 2012 eine Häufigkeit von 5,0 pro 10.000 Geborene [1] registriert. Ziel ist eine Analyse der Anleitung zur Lagerung und der zeitgerechten Diagnostik bei SD.

Methodik: Im Zeitraum 2000 – 2014 wurden 74 Kinder mit SD der Universitätsklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie Magdeburg vorstellig. Retrospektiv wurden Eltern mittels standardisierten Fragebogens und Telefoninterview befragt und die Angaben zum postnatalen Management analysiert.

Ergebnis: Rücklaufquote von 44,6% (n = 33). 45,5% (n = 15) zeigten direkt postpartal eine Auffälligkeit der Kopfform. Auf einer Skala von 1 (ausreichend) bis 6 (unzureichend) vergaben die Eltern durchschnittlich eine 2,2 (n = 32) für die Aufklärung über die SD. Nur 30,3% (n = 10) erhielten nach der Geburt eine Anleitung zur Lagerung des Kindes. In der vorgeburtlichen Sonografie zeigte sich bei keinem der Kinder ein Verdacht auf eine SD. Aufgefallen ist die SD in 21,2% (n = 7) der Hebamme, in 75,8% (n = 25) dem Kinderarzt und in 42,4% (n = 14) den Eltern selbst. Die Diagnose und Indikation zur operativen Korrektur wurde daraufhin in 75,8% (n = 25) von einem Spezialzentrum gestellt.

Schlussfolgerung: In dem untersuchten Patientenkollektiv wurde der pränatale Ultraschall nicht ausreichend als Instrument zur Diagnostik der angeborenen SD genutzt. Eine Anleitung zur postnatalen Lagerung erfolgte unzureichend. Dabei sind die frühe Diagnostik, die Anleitung zur Lagerung des Kindes und die zeitgerechte Therapie der angeborenen SD wichtige Faktoren in der Prognose der SD.

[1] Lebendgeborene, Totgeburten, Spontanaborte, induzierte Aborte.