Z Geburtshilfe Neonatol 2015; 219 - P04_13
DOI: 10.1055/s-0035-1566614

Schwangerschaftsbedingte Osteoporose – ein Fallbericht

J Teeuwen-Mutter 1, R Aff 1, M Beck 1, O Dib 1, I Waldschmitt 1, K Bischofberger 1
  • 1St. Elisabethen-Krankenhaus, Frauenklinik, Lörrach, Germany

Fragestellung: Die schwangerschaftsbedingte Osteoporose kommt mit einer Wahrscheinlichkeit von 0,4/100 000 vor und tritt überwiegend am Ende der Schwangerschaft auf. Bei den Betroffenen handelt es sich meist um Erstgebärende im Alter von 25 – 30 Jahren. Die Ursache der Erkrankung ist nicht vollständig geklärt.

Davon abgegrenzt wird das transiente Knochenmarksödem in der Schwangerschaft.

Beiden Erscheinungsbildern gemeinsam ist die deutliche Schmerzsymptomatik und die Frakturgefährdung Die Therapie ist in weiten Teilen identisch.

Fallbeschreibung: 44-jährige GII P0 in der 37 + 4. SSW kommt mit persistierenden starken Schmerzen der unteren Extremitäten und zunehmender Immobilität zur stationären Aufnahme.

In der 34. SSW war nach Ausschluss einer tiefen Beinvenenthrombose der V.a. ein Engpasssyndrom des N. genitofemoralis gestellt worden. Nebenbefundlich besteht ein insulinpflichtiger Gestationsdiabetes. Bei minimal erhöhten Infektparametern wird eine rheumathische Genese ausgeschlossen.

Jetzt wird ein MRT der Knie- und Fußgelenke bds. durchgeführt. In beiden Sprunggelenken finden sich subchondrale Insuffizienzfrakturen des Talus sowie eine subchondrale spongiöse Insuffizienzfraktur am lat. Femurkondylus li.

Bei einem Vitamin-D-Mangel mit < 10nmol/l wird die Diagnose einer schwangerschaftsinduzierten Osteoporose gestellt.

Nach der Entbindung in der 38 + 5. SSW per primärer Sectio werden zwei OSG-Orthesen und eine Knieorthese angepasst. Dazu werden Vitamin-D und Calcium substituiert.

Schlussfolgerung: Bei entsprechender persistierender Schmerzsymptomatik in der Schwangerschaft sollten die beiden Erkrankungen in die differentialdiagnostischen Überlegungen einbezogen werden.

Da uns zwei Fälle in drei Jahren vorliegen, die Parallelen aufweisen (Symptomatik beginnt im Frühjahr, ausgeprägter Vitamin-D-Mangel, insulinpflichtiger Gestationsdiabetes) sollte eine prophylaktische Substitution von Vitamin D über die Wintermonate im dritten Trimenon erwogen werden.