Z Geburtshilfe Neonatol 2015; 219 - P05_5
DOI: 10.1055/s-0035-1566620

Non-Hodgkin-Lymphom und Schwangerschaft

FL Schöpa 1, M Bolz 1, B Krammer-Steiner 2, B Gerber 1
  • 1Universitätsfrauenklinik am Klinikum Südstadt, Rostock, Germany
  • 2Klinik für Innere Medizin III am Klinikum Südstadt, Rostock, Germany

Einleitung: Die Inzidenz maligner Erkrankungen in der Schwangerschaft ist sehr niedrig, die Diagnose eines Non-Hodgkin-Lymphoms (NHL) stellt mit 1 – 5/100.000 Schwangerschaften eine Rarität dar.

Kasuistik: Bei der 22-jährigen Patientin (3./0.) wird in der 24. Schwangerschaftswoche (SSW) aufgrund eines stark reduzierten Allgemeinzustandes mit Nachweis einer Panzytopenie, von inguinalen und paraaortalen Lymphknotenbulks sowie einer Hepatosplenomegalie bioptisch ein diffus großzelliges B-NHL Stadium IV E B diagnostiziert. Die umgehend eingeleitete Immunchemotherapie nach dem R-CHOP-14-Schema (Rituximab, Cyclophosphamid, Doxorubicin, Vincristin, Prednisolon) toleriert die Patientin sehr gut. Während der insgesamt 4 Zyklen erfolgt die regelmäßige Zustandsbeurteilung des Feten mit Nachweis einer unauffälligen Entwicklung. Trotz pathologischer Femurfraktur mit chirurgischer Reposition und osteosynthetischer Versorgung in der 34. SSW wird die Patientin nach 37 vollendeten SSW spontan von einem eutrophen weiblichen Neugeborenen entbunden (Gewicht 2670 g, Nabelarterien-pH 7,41, APGAR 9/9/9). Klinisch zeigen sich beim Kind nach guter kardiorespiratorischer Anpassung keine Auffälligkeiten. Aufgrund der diaplazentaren Rituximab-Exposition lässt sich passager beim Neugeborenen ein absolutes und relatives B-Zell-Defizit nachweisen, welches nach 6 Monaten komplett regredient ist. Die Patientin wird nach postpartalem Restaging einer Therapieintensivierung zugeführt.

Fazit: Aufgrund der unspezifischen Symptomatik und der aggressiven Tumorbiologie werden Non-Hodgkin-Lymphome während einer bestehenden Gravidität zumeist im fortgeschrittenem Stadium diagnostiziert. Eine Standardimmunchemotherapie ist bei Fortführung der Schwangerschaft nach aktueller Datenlage möglich und in Abwägung der Risiken mit einer geringen Rate an zusätzlichen maternalen Komplikationen und fetalen Beeinträchtigungen assoziiert.