Z Geburtshilfe Neonatol 2015; 219 - P06_9
DOI: 10.1055/s-0035-1566639

40 Jahre Blutgruppen-Inkompatibilität am Perinatalzentrum

R Rasenack 1, E Baez 1, M Kunze 1, H Proempeler 1
  • 1Universitätsfrauenklinik Freiburg, Geburtshilfe, Freiburg, Germany

Ziel: Einschätzung der Häufigkeit, der aktuellen Diagnostik und Therapie der Blutgruppen-Inkompatibilität über einen Zeitraum von 40 Jahren an der UFK Freiburg.

Methodik: Es wurde die Statistik der betreuten Schwangerschaften aus vier 10-Jahres-Zeiträumen von 1975 bis 2014 ausgewertet.

Ergebnis: Im beobachteten Zeitraum wurden pro Jahr jeweils etwa 10 Schwangerschaften betreut, zum Teil mehrere pro sensibilisierter Patientin. Die Notwendigkeit von diagnostischen Fruchtwasserpunktionen war nach Einführung der Doppler-Anämie-Überwachung (Vmax in ACM) und der molekulargenetischen Untersuchung der fetalen Blutgruppe aus Mutterblut seit etwa 10 Jahren nicht mehr gegeben. Die Anzahl betreuter Patientinnen mit Blutgruppen-Inkompatibilitäten hat sich geringfügig vergrößert vermutlich bedingt durch Zentralisation. Der Anteil an Sensibilisierungen gegen den Rhesus-Faktor D ist stark abgesunken dank der konsequent durchgeführten Anti-D-Prophylaxe. Die nicht D-bedingten Inkompatibilitäten machten im ersten 10-Jahres-Zeitraum nur 7% aus, im letzten Zeitraum ist dieser Anteil auf 58% angestiegen. Im beobachteten Kollektiv von über 400 Schwangerschaften war etwa jeder 10. Fet so schwerwiegend betroffen, dass eine intrauterine Therapie notwendig wurde.

Schlussfolgerung: Es werden immer mehr nicht Rhesus-D-bedingte Sensibilisierungen beobachtet, gegen die prophylaktischen Maßnahmen kaum vorhanden sind. Da das Krankheitsbild Blutgruppen-Unverträglichkeit weiter existiert, muss sowohl die allgemeine Expertise zur Diagnosestellung als auch die selten aber immer wieder notwendige aufwändige invasive Therapie vorgehalten werden.