Z Geburtshilfe Neonatol 2015; 219 - P07_13
DOI: 10.1055/s-0035-1566657

Methylprednisolon zur Schwangerschaftsprolongation beim HELLP-Syndrom – eine retrospektive Fall-Kontroll-Studie

V Thäle 1, J Pacholke 1, SD Costa 2, R Haase 3, M Tchirikov 1
  • 1Universitätsklinik und Poliklinik für Geburtshilfe und Pränatalmedizin Halle (Saale), Perinatalzentrum Level 1 und Zentrum für Fetalchirurgie, Halle (Saale), Germany
  • 2Universitätsfrauenklinik Magdeburg, Magdeburg, Germany
  • 3Universitätsklinik und Poliklinik für Kinder – und Jugendmedizin Halle (Saale), Neonatologie, Halle (Saale), Germany

Fragestellung: In Vorbereitung einer prospektiv randomisierten Studie zur Prolongation der Gravidität bei HELLP-Syndrom mit Methylprednisolon und drohender fetaler Unreife sollten durch retrospektive Analyse der eigenen Daten Tendenzen dargestellt werden. Ziel der vorliegenden Studie ist es, das neonatale und maternale Outcome zwischen Prolongation unter Methylprednisolontherapie und sofortiger Entbindung zu vergleichen.

Methodik: In die Untersuchungen eingeschlossen wurden 138 Patientinnen mit HELLP-Syndrom aus Halle und Magdeburg, die entweder mit Methylprednisolon prolongiert werden konnten (Studiengruppe n = 65) oder unmittelbar nach Diagnosestellung unabhängig vom Gestationsalter entbunden worden sind (Kontrollgruppe 1 HAL n = 45 und Kontrollgruppe 2 MD n = 28).

Ergebnisse: In der Studiengruppe konnte durch den Einsatz von Urbason® bei knapp 54% (n = 35) eine Schwangerschaftsprolongation erreicht werden. Dabei wurde im Median eine zusätzliche intrauterine Reifezeit von vier Tagen (Variation: 1 – 55) erfasst. Schwangerschaften ≤34. SSW (n = 30) konnten median um 6 Tage und < 29. SSW (n = 15) um median 10 Tage prolongiert werden.

In der Studiengruppe zeigten knapp über die Hälfte (n = 34; 52,3%) aller Patientinnen einen peripartalen Verlauf ohne Komplikationen, in der Kontrollgruppe 1 verliefen nur knapp 13% ohne Komplikation verliefen (*p = 0,0001), weiterhin traten in den Kontrollgruppen häufiger mehrere Komplikationen (z.B. transfusionspflichtige Anämie) auf.

Die Neugeborenen der Studiengruppe zeigten fünfmal seltener eine Azidose (pH-Wert ≤7,2; 4,6% vs. 22,2%; *p = 0,005).

Schlussfolgerung: Die vorliegenden Studienergebnisse ermutigen zum routinemäßigen Einsatz von Methylprednisolon zur Schwangerschaftsprolongation in einem Perinatalzentrum Level 1. Gleichzeitig dient sie als Grundlage einer demnächst startenden prospektiv randomisierten Studie zu Methylprednisolon.