Z Geburtshilfe Neonatol 2015; 219 - P11_8
DOI: 10.1055/s-0035-1566703

Folsäure zur Prävention von Neuralrohrdefekten – Wissen und Einstellungen sowie Beratungs- und Einnahmepraxis in Berlin

S Kowoll 1, S Kurzenhäuser-Carstens 2, A Martin 3, A Weißenborn 3
  • 1Medizinische Fakultät/Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Koordinierungszentrum für Klinische Studien, Halle, Germany
  • 2Medical School Hamburg/University of Applied Sciences and Medical University, Fakultät Gesundheit, Hamburg, Germany
  • 3Bundesinstitut für Risikobewertung, Berlin, Germany

Frauen, die schwanger werden wollen oder könnten, wird empfohlen, zur Reduzierung des Risikos für Neuralrohrdefekte (NRD) 400 µg/Tag Folsäure bis zum Ende des ersten Schwangerschaftsdrittels einzunehmen. Es gibt in Deutschland kaum Untersuchungen über die Beratungs- und Einnahmepraxis sowie das Wissen und die Einstellungen von Jugendlichen zu diesem Thema.

Um herauszufinden, wie junge Erwachsene über die Bedeutung von Folsäure informiert sind und ob sie bereit wären, die Supplementierungsempfehlung zu befolgen, wurde eine Querschnittsbefragung in Berliner Bildungseinrichtungen durchgeführt. Darüber hinaus wurden in Berliner Frauenarztpraxen und Geburtskliniken Ärzte und Schwangere zu ihrem Beratungs- und Einnahmeverhalten befragt.

Insgesamt wurden 1249 Auszubildende und Studierende sowie 177 niedergelassene Frauenärzte und 250 Schwangere schriftlich befragt. Von den befragten Jugendlichen waren 38% der Frauen und 20% der Männer über die Bedeutung von Folsäure informiert. Jedoch konnte sich nur etwa die Hälfte der Frauen (48%) vorstellen, zu gegebener Zeit Folsäuresupplemente einzunehmen.

99% der Frauenärzte führen im Praxisalltag Beratungen zum Thema Folsäure und NRD durch. Von den befragten Schwangeren waren jedoch nur 47% bereits vor der Schwangerschaft zu diesem Thema beraten worden. Nur 25% der Schwangeren hatte die Empfehlung zur Supplementeinnahme vollständig (Zeit und Dosis) befolgt.

Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass eine verstärkte Aufklärung über die Empfehlung zur Folsäureeinnahme im Rahmen der schulischen und universitären Ausbildung wünschenswert wäre. Ferner sollte die ärztliche Beratung zu diesem Thema möglichst bei allen jungen Frauen erfolgen. So können Frauen und ihre Partner im Falle eines Kinderwunsches eine informierte Entscheidung über die Supplementierung von Folsäure treffen und die Einnahme rechtzeitig vor einer Schwangerschaft beginnen.