Übersicht
Im Anschluss an das Bekanntwerden sexualisierter Gewalt in pädagogischen Einrichtungen
im Jahr 2010 setzte neben der Reflexion über die Gestaltung und organisationale Rahmung
pädagogischer Beziehungen eine Auseinandersetzung ein, die sich mit Fragen der Ethik
in qualitativen und quantitativen Forschungskontexten beschäftigt. Diese Auseinandersetzung
gab Forscher_innen Orientierung und Anknüpfungspunkte hinsichtlich der Begründung
von Forschungsvorhaben, der Erhebungs- und Auswertungsmethoden und der Gestaltung
von Veröffentlichungen. Überwiegend undiskutiert blieb allerdings, wie Forscher_innen
sich verhalten können, wenn sie von massiven Grenzverletzungen erfahren oder diese
beobachten. Solche Momente können dilemmatische Situationen hervorrufen, die sich
zwischen der Aufrechterhaltung der Beziehung zum Feld und einer humanistisch ausgerichteten,
rechtlich kodifizierten, gesellschaftlich geteilten Moralvorstellung bewegen. Der
vorliegende Artikel greift diesen Punkt auf und verdeutlicht auf der Grundlage zweier
Falldarstellungen diese Herausforderungen für Forscher_innen und Forschungsvorhaben,
gerade wenn diese sich mit Fragen von Sexualität, Macht und Gewalt in pädagogischen
Kontexten beschäftigen.
Schlüsselwörter
Forschungsethik - moralische Dilemma - Pädagogik und Ethik - Sexualität und Gewalt