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DOI: 10.1055/s-0035-1567163
Forschung erleben, Kontakte knüpfen und Impulse für die eigene Arbeit mitnehmen: Bericht vom Forschungssymposium Physiotherapie an der Hochschule für Gesundheit in Bochum und von der 1. Mitgliederversammlung der DGPTW
Publikationsverlauf
Publikationsdatum:
07. März 2017 (online)
Eine Plattform des Austauschs für forschende Physiotherapeuten zu bieten und den aktuellen Entwicklungsstand der Physiotherapieforschung in Deutschland zu präsentieren – dieses Ziel wurde am 17. und 18. November an der Hochschule für Gesundheit in Bochum mit dem Forschungssymposium Physiotherapie erreicht. Der Studienbereich Physiotherapie an der hsg in Bochum lud gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Physiotherapiewissenschaft (DGPTW) auf den Gesundheitscampus Nordrhein-Westfalen ein. Rund 250 Wissenschaftler, in Kliniken, Praxen und Reha-Einrichtungen tätige Therapeuten, Ärzten und Studierende nahmen teil, um Schwerpunktthemen aus der Neurorehabilitation, Geriatrie, Schmerzforschung sowie aus einzelnen Spezialgebieten wie die Bewegungsanalyse, Forschungsaktivitäten zum Beckenboden und der Musikergesundheit zu diskutieren. Die Teilnehmer schätzten hier insbesondere die Möglichkeit zum Austausch mit Peers und Experten. Barbara Zimmermann (hochschule 21) bemerkt hierzu:
„Mir hat besonders gut die entspannte Atmosphäre des Forschungssymposiums gefallen. Ich konnte viele gute Gespräche mit Kollegen über Forschungsprojekte und Entwicklungen der Studiengänge in Physiotherapie führen. Erste Anbahnungen eventueller gemeinsamer Projekte wurden diskutiert.“
So auch Fabian van den Berg (Student der Hochschule Bremen):
„Besonders gefallen hat mir die Möglichkeit mit Physiotherapeuten aus der Forschung in Kontakt zu treten und zu merken, dass es einige Personen gibt, die die Entwicklung der Physiotherapie hin zu einer eigenständigen Profession vorantreiben.“
In diesem Sinne äußert sich auch Christoff Zalpour von der Hochschule Osnabrück:
„Neben vielen Vorträgen und auch Gesprächen sowohl während der gelungenen Abendveranstaltung als auch zwischen den Vorträgen an beiden Tagen fand ich vor allem die Superstimmung während des ganzen Kongresses sehr bemerkenswert. Gerade im Bereich Forschung existiert ja auch ein (gesunder) Wettbewerb, z. B. um die besten Ideen und auch ganz pragmatisch um Drittmittel. Die Stimmung auf dem Kongress war aber überhaupt nicht von Wettbewerb geprägt, sondern hochgradig kollaborativ und supportiv – so ist Physiotherapie; das zeigt sich klinisch im Umgang mit Patienten und Kollegen, aber eben auch im Forschungskontext. So soll es bleiben!“
In diesem Zusammenhang wurde vielfach der Wunsch ausgesprochen, für diesen Austausch noch mehr Raum zu schaffen. Hierzu Studentin Christina Mildner (Hochschule Bremen):
„Als noch Studierende hätte ich mir gewünscht, mehr Möglichkeiten zum Austausch mit Studierenden anderer Hochschulen zu haben. Vielleicht könnte dieses bei der Planung der Abendveranstaltung für das nächste Jahr berücksichtigt werden. Am 2. Tag ließen die Vorträge wenig Zeit hierfür.“
Die Vorträge des Symposiums boten einen guten Überblick der Forschungsaktivitäten der unterschiedlichen Hochschulen. Hier wurden zumeist keine einzelnen Projekte, sondern die Forschungsschwerpunkte der physiotherapeutischen Studiengänge und Institute vorgestellt. Erfreulich ist insbesondere die hier abgebildete positive Entwicklung, belegt durch steigende Drittmittel und High-Impact-Veröffentlichungen, die zeigen, dass die physiotherapeutische Forschung in Deutschland an internationale Standards angeschlossen hat. Christina Mildner merkt dazu an:
„Die Vielfalt der Themen und die Qualität der einzelnen Vorträge hat mir besonders gut gefallen. Es wurden diverse Bereiche aus der aktuellen Forschung im Bereich Physiotherapie beleuchtet.“
Zum Stand der Forschung im Vereinigten Königreich und Belgien hielten Catherine Sackley (King‘s College London) und Geert Verheyden (KU Leuven) eindrucksvolle Vorträge, die wegen der teilweise traumhaften Bedingungen (eigene Förderlinien, Mittelbau an den Hochschulen, etablierte Strukturen) durchaus auch Neid aufkommen ließen. Für viele Teilnehmer war dies ein besonders bereicherndes Element, wie z. B. für Barbara Zimmermann:
„Besonders auch der internationale Aspekt des Symposiums hat mir sehr gut gefallen. Sich mit den forschenden Kollegen aus dem Ausland austauschen zu können, war mir sehr wichtig. Hierbei ging es nicht nur um die fachlichen Aspekte, sondern auch um die Arbeitsbedingungen in den Ländern. Viele Bedingungen sind ähnlich; Bedingungen, die dort besser geregelt und finanziell unterstützt werden, machen Mut, im eigenen Land bessere Bedingungen einzufordern. Der Stellenwert von Bereitstellung von Ressourcen (Arbeitsfreistellung und finanzielle Unterstützung) beim wichtigen Thema „Research“ wurde mir einmal mehr deutlich.“
Auch der Wert der Vorträge für Studierende wurde hervorgehoben. So betonte etwa Petra Schiffmann-Harms (Lehrkraft für Physiotherapie an den Elbekliniken Stade):
„[…]dass es ein weiterer wichtiger Aspekt des FSP war, Studierende im 3./4. Studienjahr mit zu den Kongressen zu nehmen, um sie so für die Forschung/Wissenschaft zu begeistern.“
So auch 2 Studierende der hochschule 21, Laura Malinka und Jessica Petersen:
„Die Faszination für Forschung ist in uns gewachsen, denn uns wurden weitere Zukunftsperspektiven dargestellt und gezeigt, dass noch viel Bedarf an Forschung nötig ist. Auf jeden Fall möchten wir das nächste Forschungssymposium für Physiotherapie nicht verpassen!“
Am Vorabend des Symposiums fand auch die 1. Mitgliederversammlung der Deutschen Gesellschaft für Physiotherapiewissenschaft (www.dgptw.org) statt. Das Interesse war groß: Rund 80 Mitglieder und Interessierte fanden sich zur Versammlung ein. Nach einer Begrüßung durch die 1. Vorstandsvorsitzende Dr. Kerstin Lüdtke und die Vorstellung der 5 Vorstandsmitglieder (Dr. Kerstin Lüdtke, Prof. Dr. Axel Schäfer, Prof. Dr. Bernhard Elsner, Prof. Dr. Christian Kopkow und Dr. Cordula Braun) ging es in verschiedenen Beiträgen um die Frage „Warum braucht es eine wissenschaftliche Gesellschaft für die Physiotherapie in Deutschland?“ (Dr. Kerstin Lüdtke), Ziele und Perspektiven der DGPTW (Prof. Dr. Bernhard Elsner), die bisherige Entwicklung (Prof. Dr. Christian Kopkow), die geplanten nächste Schritte (Prof. Dr. Bernhard Elsner) und die Mitgliedschaft in der DGPTW (Dr. Cordula Braun).
Prof. Dr. Axel Schäfer hielt einen Impulsvortrag zum Thema „Physiotherapiewissenschaft: Bestandsaufnahme und weitere Entwicklung“ mit dem Fazit, dass es eine eigenständige Physiotherapiewissenschaft derzeit nicht gibt. Er betonte, die Entwicklung einer eigenständigen Physiotherapiewissenschaft sei eine zentrale Voraussetzung für die Professionalisierung der Physiotherapie. Dafür seien die Beschreibung eines eigenständigen Gegenstandes, die Entwicklung von eigenen Theorien und Modellen sowie die wissenschaftliche Bearbeitung von Praxisfragen erforderlich. Dies soll durch die DGPTW unterstützt werden.
Alle Mitglieder, Förderer, Freunde und Interessierte wurden aufgerufen, sich aktiv an der Entwicklung der DGPTW zu beteiligen – einerseits über ihre Mitgliedschaft in der DGPTW, andererseits über das Einbringen von Expertise und Unterstützung: Insbesondere sollen zeitnah 5 erste Arbeitsgruppen gegründet werden, für die engagierte „Mitstreiter“ gesucht werden. Diese sind: „AG Öffentlichkeitsarbeit“, „AG Leitlinien“, „AG Methoden/Beratung“, „AG Kongressorganisation“ und „AG Physiotherapiewissenschaft“.
Im 2. Teil der Versammlung gab es Gelegenheit zur Klärung von Fragen und zur Diskussion. Hier wurde einmal mehr deutlich, wie groß der Bedarf wissenschaftlich interessierter und wissenschaftlich tätiger Physiotherapeuten am Zusammenschluss sowie der Vernetzung untereinander und an einer „Plattform“ für Austausch, Informationen und Ressourcen zu physiotherapiewissenschaftsrelevanten Themen ist. Diese sind die zentralen Anliegen der DGPTW.
Bei der Gründung der DGPTW geht es nicht darum, eine weitere, konkurrierende Parallelstruktur zu schaffen. Die DGPTW sucht aktiv die Zusammenarbeit mit anderen Organisationen und Verbänden, die ähnliche Ziele verfolgen. Es ist von zentraler Bedeutung, vorhandene Ressourcen zu bündeln, um die Physiotherapiewissenschaft zu entwickeln und die Professionalisierung weiter voranzutreiben.
Mit dem „Forschungssymposium Physiotherapie“ soll eine rotierende Veranstaltung geschaffen werden, die periodisch unterschiedliche Forschungsaktivitäten und -ergebnisse aufgreift und als Plattform den Dialog ermöglicht und bündelt. Mit Blick auf das nächste FSP 2017 betont Prof. Dr. Christoff Zalpour (Hochschule Osnabrück):
„Die Bochumer um Christian Grüneberg haben vor Ort einen tollen Kongress organisiert, der die Messlatte für die nächsten Organisatoren hoch anlegt. Wir werden uns in Osnabrück ordentlich anstrengen müssen, hier gleichaufzuziehen und deshalb mit den Vorbereitungen dafür gleich Anfang nächsten Jahres beginnen. Aufgreifen werden wir sicher die Einladung wichtiger Keynotes, die über die Forschungsstrukturen für die Physiotherapie aus ihren Heimatländern berichten. Wir haben bereits jetzt die Zusage von Brigitte Tampin, die über die physiotherapeutische Forschungslandschaft und -kultur in Australien berichten wird.“
Mit Spannung erwarten auch wir das nächste Forschungssymposium 2017 in Osnabrück – und freuen uns über den gelungenen Start dieser Tagungsreihe in Bochum. Die DGPTW dankt allen Personen, die tatkräftig an der Organisation der Mitgliederversammlung und dem anschließenden Forschungssymposium mitwirkten, sowie insbesondere den Organisatoren Christian Grüneberg, Tobias Braun, Katja Ehrenbrusthoff, Christian Thiel, Carina Ziller und Helen Bindels von der hsg (www.hs-gesundheit.de).