Hintergrund: Binokuläre Diplopie ist eine seltene, aber signifikante Komplikation der Kataraktoperation.
Diese Studie untersuchte Ursachen und Risikofaktoren für neu aufgetretene binokuläre
Diplopie nach Kataraktoperation. Methoden: 23 konsekutive Patienten, die sich zwischen 12/2014 und 08/2015 aufgrund einer nach
Kataraktoperation aufgetretenen binokulären Diplopie vorstellten, wurden in diese
Studie eingeschlossen. Retrospektiv erfolgte die statistische Auswertung der Augenstellung
(mittels Prismencovertest und Harmswand ermittelt) und der Motilität der Augen des
Patientenkollektivs initial sowie im Verlauf. Ebenso untersucht wurden auslösende
Faktoren sowie Therapie und Erfolg derselben. Ergebnisse: Bei 78% der Patienten lag ein Höhenschielen vor, welches nach Peri- oder Retrobulbäranästhesie
aufgetreten war. Davon bestand in 70% eine positive Vertikaldeviation, die in 64%
durch einen Tieferstand des operierten linken und in 36% durch einen Höherstand des
operierten rechten Auges bedingt war. An den betroffenen rechten Augen zeigte sich
meist ein Senkungsdefizit im Sinne einer Parese des Musculus rectus inferior. Bei
den in größerer Anzahl betroffenen linken Augen zeigte sich meist ein Hebungsdefizit
kombiniert mit einem Senkungsüberschuss des M. rectus inferior. Bei 9% der Patienten
blieb die Anästhesieform unklar, diese Patienten wiesen ein Senkungsdefizit des operierten
rechten Auges auf. Bei den übrigen Patienten lagen von der Anästhesieform unabhängige
horizontale Schielformen vor. Die Schielwinkel waren im Zeitraum der Nachbeobachtung
stabil, eine Prismenkorrektur führte in allen Fällen zur Diplopiefreiheit im Gebrauchsblickfeld.
In 39% erfolgte bei hohem Prismenbedarf eine chirurgische Therapie, mit im Mittel
1,4 Augenmuskeloperationen wurde in den meisten Fällen eine Diplopiefreiheit im Gebrauchsblickfeld
erreicht. Schlussfolgerungen: Peri- oder retrobulbäre Injektionen eines Lokalanästhetikums vor Kataraktoperationen
bergen ein Risiko für eine anhaltende vertikale Diplopie. Auffällig ist das seitendifferente
Motilitätsdefizit, welches einen Einfluss des Injektionswinkels vermuten lässt. Die
Therapie der Doppelbilder mit Prismen und Augenmuskeloperation ist zumeist erfolgreich.