Klin Monbl Augenheilkd 2015; 232 - V12
DOI: 10.1055/s-0035-1569166

Perioperatives Management ophthalmologischer Patienten unter antithrombotischer Therapie

A Hager 1, J Koscielny 2, J Schlomberg 1, I Seibel 1, AM Joussen 1
  • 1Klinik für Augenheilkunde, Charité Campus Benjamin Franklin, Berlin
  • 2Institut für Transfusionsmedizin, Charité Campus Mitte, Berlin

Hintergrund: Eine zunehmende Zahl von Patienten stellt sich vor operativen Eingriffen unter gerinnnungs- oder plättchenhemmender Therapie vor. Dabei werden altbekannte und neue Plättchenfunktionshemmer (ASS, Clopidogrel, Brilique®, Efient®), Vitamin-K-Antagonisten (VKA, Marcumar®, Falithrom®, Coumadin®-Warfarin) und Heparine verwendet. Zusätzlich werden auch neuere Wirksubstanzen wie die Faktor-Xa-Inhibitoren (Xarelto®, Eliquis®, Lixiana®) bzw. ein Thrombininhibitor (Pradaxa®) eingesetzt. Da sowohl Blutungs- als auch thromboembolische Komplikationen im Notfall und auch bei elektiven Eingriffen vermieden werden müssen, ist eine Aktualisierung der Leitlinien für die perioperative Versorgung bei ophthalmochirurgischen Eingriffen notwendig.

Methode: Eine systematische Literaturrecherche PUBMED, Chochrane schließt die Begriffe perioperative anticoagulation, ophthalmic surgery, intraocular surgery, antiplatelet sowie die Wirksubstanzen der Gerinnungshemmer ein. Die gefundenen Stellen werden nach Evidenzgrad und Härtegrad der Empfehlung für die Klinik bewertet.

Ergebnisse: Die bisher publizierten Daten legen nahe, dass ASS 100 weder für lokale Narkoseverfahren noch für operative Eingriffe eine erhöhte Blutungsgefahr aufweist. Auch VKA (Vitamin-K-Antagonisten), wie bei Kumarinderivaten, besteht bei einem INR kleiner/gleich 2 bei den meisten Eingriffen kein erhöhtes Blutungsrisiko. Für einen INR größer 2 ist je nach Art des Eingriffes und des thromboembolischen Risikos ein Bridging oder eine Therapiepause abzuwägen. Für die NOAK (Nicht-Vitamin-K-abhängige Antikoagulanzien) gibt es Empfehlungen, jedoch noch keine systematischen Erhebungen in der Augenheilkunde.

Schlussfolgerung: Das Blutungsrisiko ist bei einigen gerinnungshemmenden Substanzen höher als bei einem Bridging/Switching. Das thromboembolische Risiko ist bei einer perioperativen Therapiepause vergleichbar mit dem bei einem Switching/Bridging. Aufgrund der Publikationen und der Funktion der unterschiedlichen antithrombotischen Therapieansätzen sowie den Leitlinien aus anderen chirurgischen Fächern wird ein Positionspapier für die Augenheilkunde zum perioperativen Management bei verschiedenen ophthalmologischen Eingriffen formuliert.