Klin Monbl Augenheilkd 2015; 232 - KV20
DOI: 10.1055/s-0035-1569174

TRP-Kanäle an der Augenoberfläche – therapeutische Relevanz?

S Mergler 1, N Khajavi 1, U Pleyer 1
  • 1Klinik für Augenheilkunde, Charité Campus Virchow-Klinikum, Berlin

Hintergrund: Transient-Rezeptor-Potential (TRP)-Kanäle spielen eine eminente Rolle bei einer Vielzahl zellulärer Prozesse. Sie sind auch an Zellen der Augenoberfläche exprimiert und tragen zur Erhaltung einer gesunden Augenoberfläche bei. Untersuchungen der Eigenschaften dieser Kanäle können zum Verständnis ihrer physiologischen Funktion, aber auch ihrem Einfluss bei der Ausprägung oberflächlicher okulärer Erkrankungen beitragen. Methoden: In vitro wurden mittels Fluoreszenz- und Patch-Clamp Messungen die Calciumantworten und Ganzzellstromdichten von TRP-Kanälen unter unterschiedlichen Bedingungen an Epithelzellen der Augenoberfläche (Conjunctiva) gemessen. Speziell wurde die Wirkung von L-Carnitin gemessen, das Inhalt von Augentropfen ist. Ergebnisse: 20µM Capsaicin (CAP) erhöht die Fluoreszenzantworten (f340/f380), die mit einer Erhöhung intrazellulären Ca2+ Konzentration korrelieren, von 1,205 ± 0,0003 (Kontrolle bei t = 150 s) auf 1,228 ± 0,012 (n = 7; *< 0,05; t = 350 s). Die Erhöhung der Osmolarität von 300 auf 450 mOsm bewirkte den gleichen Effekt (1,240 ± 0,020; t = 500 s; n = 5; * p < 0,05). Beide Effekte konnten sowohl mit 20µM Capsazepin (CPZ) als auch 1 mM L-Carnitin unterdrückt werden (CPZ: 1,191 ± 0,002; n = 9; * p < 0,05; t = 500 s; L-Carnitin: 1,182 ± 0,003 (t = 500 s; n = 5; ** p < 0,01). 20µM CAP erhöhte ebenso die Ganzzellstromdichten von 48 ± 13 pA/pF auf 122 ± 18 pA/pF (n = 6; * p < 0,05), die sich ebenfalls mit L-Carnitin unterdrücken ließen (80 ± 16 pA/pF; n = 6; ** p < 0,01). Schlussfolgerungen: Es konnte ein Zusammenhang zwischen dem Temperatur-sensitiven TRP-Vanillolid-1 Kanal (TRPV1; Capsaizinrezeptor) und dem „Trockenen Auge“ gezeigt werden. L-Carnitin inhibiert die Aktivität von TRPV1. Mittels Identifizierung und Charakterisierung des TRPV1 an der Augenoberfläche wird ein tieferer Einblick in die der oben genannten Erkrankung zugrundeliegenden pathophysiologischen Mechanismen vermittelt. Das Wissen um die Funktion dieses TRP-Kanals bietet, über die gezielte Modulation seiner Aktivität, Grundlagen für die Entwicklung neuer medikamentöser (adjuvanter) Strategien.