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DOI: 10.1055/s-0035-1570039
Die bioelektrische Impedanzanalyse in der Gynäkologie und Geburtshilfe
Fragestellung: Die bioelektrische Impedanzanalyse (BIA) ist als Diagnostikum bereits in vielen internistischen Disziplinen ein fester Bestandteil klinischer Algorithmen. Aufgrund der Tatsache, dass Körperkompartimente wie zum Beispiel die Gesamtkörperfettmasse nicht invasiv sowie schnell und valide gemessen werden können, entwickelte sie sich zum Standarddiagnostikum der Ernährungsmedizin. In der Gynäkologie und Geburtshilfe ist diese Methode bislang weitestgehend unbekannt.
Die Möglichkeit, mittels BIA das Ganzkörperwasser und dessen Verteilung zu erfassen, führte zu der Initiierung von mehreren prospektiven Studien. Ziel war es, die prädiktive Wertigkeit der Ganzkörper-BIA im Lymphödemassessment nach Brustkrebsoperationen sowie als Diagnostikum der Präeklampsie zu evaluieren.
Material und Methoden: Für sämtliche Untersuchungen wurde das BIA-Messgerät Biacorpus Rx 4000 (Medical GmbH, Karlsruhe, Deutschland) verwendet. Bei allen Probanden wurden die Messungen mit einer Frequenz von 50 kHz und einem Wechselstrom von 0,8 mA durchgeführt.
Bei 60 Brustkrebspatientinnen wurden präoperativ, einen Monat, drei Monate, 6 Monate sowie 12 Monate nach operativer Brustkrebstherapie BIA-Messungen durchgeführt. Die betroffene und die nicht-betroffene Körperhälfte wurden jeweils getrennt gemessen und dann ins Verhältnis gesetzt. Auf diese Weise diente der jeweilige präoperative Ausgangswert als intraindividueller Kontrollwert.
Ziel der Studie war es herauszufinden, ob ein Lymphödem mittels BIA noch vor klinischer Manifestation diagnostiziert bzw. ausgeschlossen werden kann.
In weiteren Untersuchungen wurden bei insgesamt 90 gesunden Schwangeren (Kontrollkollektiv) der 24.–41. Schwangerschaftswoche (5 Schwangere pro Schwangerschaftswoche) sowie bei 20 Schwangeren mit Präeklampsie (Studienkollektiv) BIA-Messungen durchgeführt. Probandinnen des Kontrollkollektivs wurden jeweils nur einmalig gemessen. Patientinnen des Studienkollektivs wurden, nachdem eine Präeklampsie diagnostiziert worden war, zweitägig bis zur Entbindung gemessen. Auf diese Weise wurden erstmals BIA-Referenzwerte für ein gesundes, deutsches Schwangerenkollektiv erstellt sowie die Wertigkeit der BIA in Bezug auf das Erkennen einer Präeklampsie und deren Exazerbation untersucht.
Ergebnisse: Vierzehn Prozent der Brustkrebs-Patientinnen entwickelten ein klinisch manifestes Lymphödem, welches durch Armumfangsmessungen diagnostiziert wurde. Sensitivität und Spezifität der BIA im Lymphödemassessment waren mit 85,7% und 88,10% niedrig. Die Entwicklung eines Lymphödems konnte mit einem negativen prädiktiven Wert von 97,4% mit ausgeschlossen werden. Eine zuverlässige Vorhersage eines klinisch noch nicht manifesten Lymphödems war bei einem positiven prädiktiven Wert von 54,5% nicht zuverlässig möglich.
Im Rahmen der Erhebung von BIA-Referenzwerten in der Schwangerschaft zeigte sich eine kontinuierliche Zunahme von Ganzkörperwasser im Schwangerschaftsverlauf. Die Messwerte von Patientinnen mit Präeklampsie waren unabhängig vom Gestationsalter aufgrund einer nachweisbaren Zunahme des Ganzkörperwassers signifikant verschieden von den Messwerten gesunder Schwangerer. Eine Exazerbation der Präeklampsie konnte mittels BIA nicht vorausgesagt werden.
Schlussfolgerung: Die Ganzkörper-BIA scheint keine zufriedenstellende diagnostische Methode im Lymphödemassessment nach Brustkrebsoperation zu sein.
Erstmals wurden Referenzwerte für ein gesundes, deutsches Schwangerenkollektiv erhoben, welche Rückschlüsse über die maternale Körperzusammensetzung im Schwangerschaftsverlauf zulassen. Durch die BIA war es möglich, gesunde von Schwangeren mit Präeklampsie zu unterscheiden. Inwieweit nicht doch der klinische Verlauf einer Präeklampsie antizipiert werden kann sollte in Folgeuntersuchungen evaluiert werden.