Geburtshilfe Frauenheilkd 2016; 76 - A18
DOI: 10.1055/s-0035-1570055

Funktionelle Beeinträchtigung der CMV-reaktiven zellulären Immunität in der Schwangerschaft

E Reuschel 1, S Barabas 2, L Deml 2, B Seelbach-Göbel 1
  • 1Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe, Universität Regensburg, Krankenhaus der Barmherzigen Brüder, Klinik St. Hedwig, Regensburg
  • 2Lophius Biosciences GmbH, Regensburg

Hintergrund:

Die Zytomegalie-Virus (CMV)-Infektion ist in den entwickelten Nationen die häufigste kongenitale Virus-Infektion in der Schwangerschaft. Eine Übertragung des Virus von der Mutter auf das Kind kann zu schweren kindlichen Behinderungen wie neurosensorische Taubheit durch einen beidseitigen Hörverlust, Erblindung durch eine schwere beidseitige Chorioretinits, sowie kognitive Beeinträchtigungen und neuromotorische Defizite führen. Es konnte gezeigt werden, dass eine intakte CMV-spezifische zellvermittelte Immunität (CMI) bei gesunden Individuen eine unkontrollierte Replikation des Virus verhindern kann. Das Ziel unserer Studie ist es, durch das Monitoring der Beeinträchtigung der Funktionalität CMV-reaktiver Effektorzellen der zellvermittelten Immunität (CMI) den individuellen Grad der Immunsuppression im Verlauf einer Schwangerschaft zu bestimmen, um Festzustellen, inwieweit das allgemeine Risiko für eine aktive CMV-Replikation und Transmission erhöht ist. Zudem soll erforscht werden, ob die CMV-spezifische CMI eine individuelle Risikoabschätzung für eine CMV-Primär- oder andere Infektion in der Schwangerschaft erlaubt.

Methodik:

Die CMV-spezifische CMI wurde mittels T-Track® CMV Kit zur Detektionvon CMV-spezifischen CD4+ und CD8+ T-Zellen und NK- und NKT-Zellen durch ELISpot-Verfahren im Blutproben von 61 schwangeren Frauen in allen drei Trimenons der Schwangerschaft, sowie postpartal bestimmt. Zusätzlich wurde die CMV-Serologie (IgM, IgG) im Serum dieser schwangeren Frauen untersucht.

Ergebnisse:

Die CMV-spezifische CMI wurde in 70% der CMV-seropositiven schwangeren Frauen nachgewiesen, wobei die pp65-spezifische CMI deutlich höher als die Anzahl IE-1-reaktiven Zellen (mittlere Anzahl an „spot forming cells“/2000 PBMC: 35 bzw. 7) war. 4% der CMV-seronegativen schwangeren Frauen zeigten eine CMV-spezifische, gegen IE-1-gerichtete CMI. Die allgemeine Anzahl an CMV-reaktiven Zellen bei den schwangeren Frauen war im Vergleich zur nicht schwangeren Kontrollgruppe (p = < 0,001) signifikant niedriger. Zudem konnten keine signifikanten Unterschiede der CMV-spezifischen CMI zwischen den drei Schwangerschafts-Trimestern gefunden werden.

Zusammenfassung:

Die CMV-spezifische CMI ist bei schwangeren Frauen beeinträchtigt, was ein höheres Risiko für eine verstärkte CMV-Replikation und -Transmission in der Schwangerschaft bedeutet. Weitere Studien, sowie die Korrelierung unserer CMI-Bestimmungen mit etwaigen CMV-Infektionen, Abortgeschehen und Frühgeburtlichkeit sollen einen Aufschluss darüber geben, ob die Bestimmung der CMV-spezifischen CMI bei schwangeren Frauen dazu dienen kann, jene zu eruieren, bei denen ein höheres Risiko für eine CMV-Replikation somit besteht und diese anschließend eventuell engmaschig zu kontrollieren, um weitere Transmissionen zu verhindern.