Pneumologie 2016; 70 - A3
DOI: 10.1055/s-0035-1570297

Follow-up nach endoskopischer Lungenvolumenreduktion mittels Nitinol-Coils bei Patienten mit schwergradigem Lungenemphysem

E Benkwitz 1, H Müller 1, M Jüch 1, HJ Achenbach 1
  • 1Klinik für Pneumologie, Allergologie, Schlaf- und Beatmungsmedizin und thorakale Onkologie, Lungenklinik Lostau gGmbH

Einleitung: Die bilaterale endoskopische Lungenvolumenreduktion mittels Implantation von Nitinol-Coils (LVRC) kann bei Patienten mit schwergradigem Lungenemphysem nach Ausschöpfen aller medikamentösen und supportiven Therapieoptionen zu einer signifikanten Verbesserung der Lungenfunktion, der körperlichen Belastbarkeit und der Lebensqualität führen. Wir berichten über Langzeitergebnisse nach bilateraler LVRC.

Methoden: Bei 36 Patienten mit schwergradigem homo- oder heterogenen Lungenemphysem (FEV1 0,84 ± 0,2 l, RV 5,74 ± 1,1 l, Wegstrecke im 6-Minuten-Gehtest 294 ± 106 m, CAT-Wert 24,8 ± 6,7 Punkte) erfolgte die bilaterale zweizeitige Implantation von jeweils 10 Nitinol-Coils in die CT-morphologisch am schwersten betroffenen Lungenlappen. Lungenfunktion, körperliche Belastbarkeit und Symptomlast wurden im Langzeitverlauf reevaluiert. Ein Therapieansprechen wurde definiert als das Vorliegen mindestens eines der folgenden Kriterien: Zunahme der 6-Minuten-Wegstrecke > 26 m, Abnahme des Residualvolumens > 350 ml oder Zunahme der FEV1 > 12%.

Ergebnisse: Der mittlere Nachbeobachtungszeitraum nach bilateraler LVRC betrug 311 ± 210 Tage (minimal 30, maximal 871 Tage). In 66% der Fälle erfolgte die Implantation in die Oberlappen. Ein Therapieansprechen ließ sich bei 72% aller Patienten nachweisen. Bei 70% dieser Patienten kam es zu einer Zunahme der 6-Minuten-Wegstrecke um 99 ± 61 m (p = 0,001). Bei 74% kam es zu einer Reduktion des RV um 1,14 ± 0,5 l (p = 0,0001). Bei 26% nahm die FEV1 um 21 ± 5% (p = 0,002) zu. Die Gruppe der Therapieversager zeichnete sich durch eine etwas geringere lungenfunktionelle Einschränkung, eine bessere 6-Minuten-Wegstrecke, aber höhere Symptomlast vor Therapie aus. Zudem erfolgten in dieser Gruppe weniger Coil-Implantationen in die Oberlappen.

Diskussion: Die Daten stützen die Ergebnisse aus vorausgegangenen Untersuchungen, dass die bilaterale LVRC im Langzeitverlauf bei günstigem Nebenwirkungsprofil bei der Mehrzahl der Patienten zu einer anhaltenden Verbesserung alltagsrelevanter Parameter, insbesondere der beschwerdefreien Wegstrecke und des Residualvolumens führt. Je ausgeprägter die pulmonale Überblähung und je eingeschränkter die körperliche Belastbarkeit vor Therapie sind, desto größer scheint der Therapieerfolg zu sein. Die Behandlung der Lungenoberlappen scheint die Langzeitergebnisse ebenfalls positiv zu beeinflussen.