Pneumologie 2016; 70 - A12
DOI: 10.1055/s-0035-1570306

Die ambulant erworbene Pneumonie als akuter Notfall: Prädiktoren des frühen ungünstigen klinischen Verlaufs

M Kolditz 1, S Ewig 2, B Klapdor 2, H Schütte 3, 4, J Winning 5, J Rupp 6, N Suttorp 3, T Welte 7, G Rohde 8
  • 1Abteilung Pneumologie, Uniklinikum Dresden
  • 2Thoraxzentrum Ruhrgebiet, Bochum
  • 3Klinik für Infektiologie und Pneumologie, Charité-Universitätsmedizin Berlin
  • 4Klinikum Ernst von Bergmann, Potsdam
  • 5Anästhesie und Notfallmedizin, Uniklinikum Jena
  • 6Molekulare und klinische Infektiologie, Uniklinikum Lübeck
  • 7Klinik für Pneumologie, Medizinische Hochschule Hannover
  • 8Department of Respiratory Medicine, Maastricht University Medical Center, The Netherlands

Einleitung:

Die frühe Organdysfunktion ist ein wesentlicher prognostischer Faktor bei schwerer ambulant erworbener Pneumonie (CAP), und Managementstrategien entsprechend eines akuten Notfalls können bei Patienten mit schwerer CAP notwendig werden. Das Ziel der vorliegenden Studie war die Charakterisierung von Patienten mit „CAP als Notfall” und die Evaluation von Prädiktoren eines frühen Organversagens oder Todes bei CAP.

Methoden:

3427 prospektive hospitalisierte Patienten mit CAP aus der CAPNETZ Kohorte wurden eingeschlossen. „CAP als Notfall” war definiert als Notwendigkeit einer mechanischen Beatmung oder Vasopressortherapie (MV/VS) oder Tod innerhalb von 72 Stunden bzw. 7 Tagen nach Krankenhausaufnahme. Unabhängige Risikofaktoren wurden mittels multivariater Cox Regressionsanalyse identifiziert. Die ATS/IDSA Minorkriterien von 2007 wurden für die Prädiktion der „CAP als Notfall” bei Patienten ohne unmittelbare Notwendigkeit einer MV/VS evaluiert.

Ergebnisse:

140 (4%) bzw. 173 (5%) Patienten erfüllten die Kriterien einer „CAP als Notfall” innerhalb von 72 Stunden bzw. 7 Tagen nach Aufnahme. Die höchste Krankenhausletalität zeigten Patienten ohne unmittelbare Notwendigkeit einer MV/VS bei Krankenhausaufnahme (bis zu 49%). Unabhängige Prädiktoren einer „CAP als Notfall” waren ein fokaler Auskultationsbefund, vorbestehende Heimsauerstofftherapie, multilobäre Infiltrate, neue Bewusstseinsstörung und pathologische Vitalparameter bei Aufnahme (Hypotension, Tachypnoe, Tachykardie und Hypothermie). Die 9 ATS/IDSA Minorkriterien zeigten eine gute Sensitivität und einen hohen negativ prädiktiven Wert bei ungenügendem positiv prädiktivem Wert. Eine Reduktion auf die 6häufigsten Kriterien zeigte eine unveränderte Prädiktion.

Diskussion:

Die „CAP als Notfall” ist eine seltene, aber prognostisch dramatische Erkrankung. Die Letalität ist bei Patienten ohne unmittelbare Notwendigkeit einer Organersatztherapie am höchsten. Pathologische Vitalparameter und Zeichen der akuten Organdysfunktion sind unabhängige Prädiktoren, und die ATS/IDSA Minorkriterien zeigen einen hohen negativ prädiktiven Wert.