Pneumologie 2016; 70 - V518
DOI: 10.1055/s-0036-1571974

Ungewöhnliche klinische Präsentation einer Aluminose bei einem Aluminiumschweißer

J Walther 1, O Hagemeyer 1, F Hoffmeyer 1, W Zschiesche 1, EM Marek 1, J Bünger 1, A Weber 2, I Schmitz 3, T Brüning 1, R Merget 1
  • 1Institut für Prävention und Arbeitsmedizin (Ipa) der Dguv, Institut der Ruhr-Universität-Bochum
  • 2Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie und Nuklearmedizin, Universitätsklinikum Bergmannsheil Bochum
  • 3Institut für Pathologie der Ruhr-Universität Bochum – Georgius Agricola Stiftung Ruhr

Einleitung: Die Aluminose wird in der Literatur beschrieben als diffuse interstitielle Lungenfibrose vor allem der Lungenober- und Mittelfelder mit typischerweise restriktiver Ventilationsstörung. Der hier vorgestellte Fall einer Aluminose weicht von diesem typischen Erkrankungsbild ab.

Expositionsbeschreibung: Der Versicherte arbeitete seit 1980 überwiegend als Stahl- und Aluminiumschweißer mit dem Metallinertgasverfahren (MIG). Von 1988 bis 2000 fand nur noch eine gelegentliche Exposition statt.

Fallbericht: Aufgrund eines pulmonalen Rundherdes sowie vergrößerter mediastinaler Lymphknoten erfolgte 2008 eine explorative Thorakoskopie mit atypischer Keilresektion. Die präoperative Lungenfunktion war unauffällig, radiologisch bestand kein interstitieller Prozess. Histologisch zeigte sich ein Granulom mit Fremdmaterial, das mittels energiedispersiver Röntgenspektroskopie (EDX) als Aluminium identifiziert werden konnte.

Belastungsdyspnoe trat erstmals 2009 bei lungenfunktionsanalytisch allenfalls grenzwertiger Restriktion auf. Im Verlauf entwickelte sich eine zunehmende respiratorische Insuffizienz mit Notwendigkeit einer Sauerstofflangzeittherapie. Radiologisch zeigte sich weiterhin kein Bild einer interstitiellen Lungenkrankheit. Differenzialdiagnostisch konnten insbesondere kardiale und pulmonalvaskuläre Erkrankungen ausgeschlossen werden. Erst in der histologischen Aufarbeitung des angrenzenden Lungengewebes rund um das 2008 resezierte Granulom zeigte sich eine manschettenförmig konzentrisch um Bronchiolen, Gefäße und Alveolarwandungen umgreifende Aluminiumspeicherung.

Diskussion: Im vorliegenden Fall lag radiologisch kein typisches Bild einer Aluminose vor. Der histopathologische Befund belegt aber mittels EDX eindeutig eine erhöhte pulmonale Aluminiumablagerung sowohl der Lymphknoten als auch im Lungengewebe selbst. Die Lungenfunktionsprüfung zeigte erst spät eine eindeutige restriktive Ventilationsstörung und Diffusionsstörung, während die klinischen Symptome und insbesondere der progrediente Abfall des Sauerstoffpartialdruckes mit Entwicklung einer Belastungshypoxämie schon früh führend waren.