Pneumologie 2016; 70 - P437
DOI: 10.1055/s-0036-1572111

Geschlechtsspezifische Unterschiede der Tagessymptomatik bei Patienten mit schlafbezogenen Atmungsstörungen

W Dohrn 1, M Treml 1, E Tzimas 1, C Priegnitz 1, S Böing 1, WJ Randerath 1
  • 1Klinik für Pneumologie und Allergologie, Zentrum für Schlaf- und Beatmungsmedizin, Krankenhaus Bethanien gGmbH; Institut für Pneumologie an der Universität Witten/Herdecke

Einleitung: Geschlechtsspezifische Unterschiede konnten bei Patienten mit schlafbezogenen Atmungsstörungen nachgewiesen werden. Durch Berücksichtigung von geschlechtsspezifischen Aspekten könnte die Behandlung möglicherweise optimiert werden.

Methoden: Insgesamt wurden 1730 Patienten (536 Frauen und 1194 Männer) von Januar 2013 bis März 2015 in einem stationären Schlaflabor zur Erstdiagnose hinsichtlich des Summenscores der Epworth Schläfrigkeitsskala (ESS) und der Fehlerrate beim Daueraufmerksamkeitstest (Fahrsimulator Vigilanztest 1,5, Dauer 30 Minuten) in Abhängigkeit vom Apnoe-Hypopnoe-Index (AHI) nach Geschlechtern getrennt untersucht. Der AHI wurde hierzu in drei Gruppen eingeteilt: Gruppe 1 AHI < 15/h, Gruppe 2 AHI 15 bis < 30/h und Gruppe 3 AHI > 30/h.

Ergebnisse: Sowohl bei Männern als auch bei Frauen zeigte der ESS-Score keine wesentliche Variabilität in Abhängigkeit vom AHI. Beim Daueraufmerksamkeitstest fiel bei den Männern erst ab einem AHI > 30/h eine zunehmende Einschränkung auf. Bei den Frauen fiel zwischen der Gruppe 1 und 3 ein hochsignifikanter und zwischen Gruppe 2 und 3 ein sehr signifikanter Anstieg der Fehlerrate auf. Beim Vergleich der AHI-Gruppen zwischen Männern und Frauen zeigte sich für jede Gruppe eine hochsignifikant erhöhte Fehlerrate bei den Frauen.

Diskussion: Frauen zeigen im Vergleich zu Männern eine höhere Fehlerrate beim Daueraufmerksamkeitstest, welche signifikant mit zunehmendem AHI steigt. Die steigende Fehlerrate wird von den Frauen subjektiv im Vergleich mit den Männern sowie mit steigendem AHI nicht mit einer gesteigerten Schläfrigkeit assoziiert. Demnach könnten Frauen eine subjektiv geringere Tagessymptomatik trotz verminderter Vigilanz aufweisen. Es ergibt sich demnach die grundsätzliche Frage, ob Frauen trotz fehlender Tagessymptomatik großzügiger einem Screening-Testverfahren mittels Polygrafie zugeführt werden sollten, um schlafbezogene Atmungsstörungen nicht zu übersehen.