Pneumologie 2016; 70 - P408
DOI: 10.1055/s-0036-1572183

Pneumologische Rehabilitation bei interstitiellen Lungenkrankheiten: Wer profitiert und welche Rolle spielt das Geschlecht?

M Spielmanns 1, R Glöckl 2, C Schmoor 3, W Windisch 4, M Bönsch 5, K Kenn 5
  • 1Medizinische Klinik, St. Remigius Krankenhaus, Lehrstuhl Pneumologie, Universität Witten/Herdecke
  • 2Schön Klinik Berchtesgadener Land; Klinikum Rechts der Isar, Technische Universität München (Tum)
  • 3Clinical Trials Center, Universitätsklinik Freiburg
  • 4Lung Center of Cologne, Kliniken der Stadt Köln gGmbH, Merheim Hospital, University of Witten/Herdecke
  • 5Schön Klinik Berchtesgadener Land

Hintergrund: Während bei der COPD die pneumologische Rehabilitation (PR) als etabliert gilt, ist die Datenlage bei interstitiellen Lungenkrankheiten (ILD) weniger gesichert. Die Frage ob es geschlechtsspezifische Unterschiede und ob es positive oder negative Prädiktoren für den PR-Outcome gibt, ist bisher nicht beschrieben. Anhand eines großen Patientenkollektivs wurde analysiert, inwiefern das Geschlecht oder andere Konstellationen Einfluss auf den potentiellen Erfolg oder ein Versagen einer PR bei ILD haben.

Material und Methodik: In einer retrospektiven Analyse der in der Schön Klinik Berchtesgadener Land von 1997 – 2015 behandelten Patienten mit ILD (n = 599), wurde in uni- und multivariate Analysen untersucht, ob geschlechtsspezifische Prädiktoren für das Erreichen eines Response (R) (= Zuwachs im 6 Minutengehtest (6MWT) > 30 M) oder Non-Response (NR) und für die Änderung der Lebensqualität am Ende der PR (Differenz der körperlichen und psychischen Summenscores des SF36 im Vergleich zu Baseline) vorliegen.

Ergebnisse: Von 599 ILD-Patienten (TN) waren 268 Frauen (45%) und 331 Männer (55%). 168 (62,7%) Frauen und 190 Männer (57,5%) waren R (p = 0,19). Die mittlere Differenz im körperlichen SF36-Summenscore betrug 1,3 (SD 6,9) bei den Frauen und 1,4 (SD 7,2) bei den Männern (p = 0,93). Die mittlere Differenz im psychischen SF36-Summenscore betrug 6,0 (SD 12,4) bei den Frauen und 5,5 (SD 12,0) bei den Männern (p = 0,69). In der NR-Gruppe zeigte sich eine signifikant höhere initiale Gehstrecke (348, SD 121) im Vergleich zur R (289, SD 120) (p < 0,001). Alle anderen Variablen (körperlicher und psychischer Summenscore im SF-36, Blutgasanalyse, Lungenfunktion, CRP, Hb, Alter, Rehabilitationsdauer, BMI) zeigten keinen relevanten Einfluss auf die Response.

Schlussfolgerung: Auch TN mit einer ILD scheinen von einer PR zu profitieren. Das Geschlecht hat keinen Einfluss auf den Outcome. Die TN mit den meisten Einschränkungen zu Beginn der PR hatten den größten Leistungszuwachs. Negative Prädiktoren für den Outcome einer PR ließen sich nicht feststellen.