Pneumologie 2016; 70 - P553
DOI: 10.1055/s-0036-1572238

Wirksamkeit von Tyrosinkinaseinhibitoren in der zielgerichteten Therapie des fortgeschrittenen NSCLC mit seltenen oder deaktivierenden EGFR-Mutationen

S Rüdiger 1, G Schmidtke-Schrezenmeier 1, D Gagiannis 1, W Rottbauer 1, C Kropf-Sanchen 1
  • 1Sektion Pneumologie der Klinik für Innere Medizin II, Universitätsklinikum Ulm

Einleitung: Der Einsatz eines EGFR-Tyrosinkinaseinhibitors (Afatinib, Gefitinb oder Erlotinib) hat sich bei Nachweis einer aktivierenden Mutation im EGF-Rezeptor (Exon 19: E745_A750del5, Exon 21: L858R) in der Erstlinientherapie des fortgeschrittenen NSCLC etabliert. Als ein häufiger Resistenzmechanismus unter TKI-Therapie gilt die Substitution T790 M im Exon 20. Bei einem geringen Teil der Patienten werden seltene, teilweise zuvor nicht beschriebene Mutationen entdeckt, deren therapeutische Relevanz unklar ist.

Patienten und Methoden: Bei 28 Patienten mit NSCLC konnten 34 seltene EGFR-Mutationen (Exon 18: 7, Exon 19: 1, Exon 20: 20, Exon 21: 6) detektiert werden. 6 Patienten hatten eine Doppelmutation, davon zwei mit einer initialen T790 M-Mutaion im Exon 20. Zwischen 11/2008 und 02/2015 begannen 13 der Patienten im fortgeschrittenen Stadium erstmals eine Therapie mit einem EGFR-Tyrosinkinaseinhibitor (Afatinib: 1, Gefitinib: 2 und Erlotinib: 10). Der Anteil der Frauen betrug 54%, der Nieraucher oder ehemaligen leichten Raucher 54% und der Patienten mit Adenokarzinom 85%. Das mediane Alter (Range) war 69 (51 – 84) Jahre. Alle Patienten erhielten mindestens eine Recist-Reevaluation.

Ergebnisse: Bei 10 Patienten war das beste Therapieansprechen ein Tumorprogress und bei 3 Patienten eine Stabile Erkrankung. Das Progressionsfreie Überleben betrug 1,4 (0,7 – 7,4) Monate und das Gesamtüberleben ab Therapiebeginn 6,7 (1,2 – 46,0) Monate. Das Überleben ab Diagnosestellung (Erstdiagnose oder Rezidiv nach kurativer Primärtherapie) war 12,5 (3,3 – 59,6) Monate.

Diskussion: Bei Nachweis einer seltenen oder deaktivierenden EGFR-Mutation ist ein Einsatz von EGFR-TKI nicht angezeigt, zumal wenn therapeutische Alternativen zur Verfügung stehen. Bessere Wirksamkeit könnten Zweit- oder Drittgenerations-TKI haben. Auch wäre die Gabe von EGFR-Antikörpern zu diskutieren. Daten zu Therapieansprechen und Prognose sollten durch Publikation oder in Registern veröffentlicht werden.