Pneumologie 2016; 70 - P5
DOI: 10.1055/s-0036-1572241

Crizotinib-induzierte rasche Tumorremission bei zwei Patientinnen

M Kohlhäufl 1, R Falkenstern-Ge 1, M Kimmich 1, M Wohlleber 1, G Friedel 1, C Kalla 1, G Ott 1
  • 1Robert Bosch Krankenhaus, Klinik Schillerhöhe, Stuttgart-Gerlingen

Einleitung: Bei etwa 4% aller Patienten mit nicht-kleinzelligem Lungenkarzinom ist genetisch in den Tumorzellen ein Rearrangement (Gentranslokation oder -inversion) mit Beteiligung des ALK (Anaplastische Lymphom-Kinase) Gens nachweisbar. ALK ist eine Tyrosinkinase, die im normalen Lungengewebe nicht aktiv ist. Durch die ständige ALK-Aktivierung kann es unter Beteiligung komplexer Signaltransduktionswege zu unkontrollierter Zellteilung kommen.

Crizotinib gehört zur Wirkstoffklasse der niedermolekularen Tyrosinkinase-Inhibitoren. Es hemmt selektiv die Anaplastische Lymphom-Kinase (ALK) sowie die c-Met/HGFR-, ROS- und RON-Kinasen.

Kasuistik: Bei der ersten Patientin stellten wir ein primär pulmonales Adenokarzinom mit multiplen Lungenmetastasen fest. Die Immunhistochemie ergab therapierelevante Rearrangierung des ALK- Gens in 81% der Zellen. Nach ausführlicher Aufklärung der Patientin leiteten wir die Therapie mit Crizotinib (Xalkori) 250 mg ein.

Bei der zweiten Patientin wurde ebenfalls eine deutliche therapierelevante Rearrangierung des ALK- Gens in 86% der Zellen festgestellt.

Ergebnisse: Beide Patientinnen tolerierten die Therapie mit Crizotinib gut, ohne wesentliche Komplikationen. Bei beiden Patientinnen stellten wir radiomorphologisch deutliche Tumorremission fest.

Schlussfolgerung: In der ersten publizierten Phase I Studie zur Wirkung von Crizotinib bei 82 Patienten mit ALK positivem NSCLC in der Zweitlinientherapie oder später lag die Remissionsrate bei 61%, die progressionsfreie Überlebenszeit bei 10 Monaten.

Nebenwirkungen im CTCAE Grad 3/4, die bei mehr als 5% der mit Crizotinib behandelten Patienten in der PROFILE 1007-Studie auftraten, waren Transaminasenanstieg (15,7%), Neutropenie (13,3%) und Lungenembolie (5,3%).

Unsere Patientinnen haben die Therapie mit Crizotinib insgesamt sehr gut toleriert. Die Laborverlaufskontrolle zeigten bei beiden Patientinnen keine Neutropenie und Transaminasenanstieg. Bei guter Verträglichkeit und bei deutlicher Tumorremission wird die Therapie mit Crizotinib fortgesetzt.