Pneumologie 2016; 70 - P280
DOI: 10.1055/s-0036-1572245

Seltene rasch ausgeprägte mediastinale und pulmonale Metastasierung innerhalb von 2 Monaten eines Siegelringkarzinom des Rektums

M Havlik 1, K Wetzer 1, F Dietrich 2, T Sutter 3
  • 1Klinik für Pneumologie und Schlafmedizin, Lausitzer Seenlandklinikum
  • 2Institut für Pathologie, Lausitzer Seenlandklinikum
  • 3Klinik für Chirurgie, Lausitzer Seenlandklinikum

Bei einem 44-jährigen Patienten wurde 08/2014 ein Ileus festgestellt bei stenosierendem Rektum CA 10 cm ab ano. Histologisch handelte es sich um ein differenziertes Siegelringzellkarzinom mit KRAS und NRAS Wildtypkonfiguration, die Tumorformel lautete cT3 N1. Es erfolgte eine kombinierte neoadjuvante Radio- Chemotherapie mit 50 Gy und 5FU. Am 14.11.2014 erfolgte eine tiefe anteriore Rektumresektion. Postoperativ ypT3, ypN2b (10/15), L1, R0, eine adjuvante Chemotherapie 5 FU waren erforderlich. Es wurden 4 Zyklen gegeben.

Im Mai kam es zu deutlichen Schmerzen im Unterbauchbereich und der LWS. Der Verdacht auf ein Lokalrezidiv mit Infiltration des mesorektalen Fettgewebes und präsakral wurde im MR geäußert, DD Abszessbildung, ca. 2 cm lange Tumoreinschmelzung. Die endosonographische Punktion ergab kein Tumorgewebe. Zudem zeigten sich neu fragliche Knochenmetastasen in der LWS und Becken. Das CT- Thorax war unauffällig, keine weitere Metastasierung. Eine Verlaufsbeobachtung von 2 Monaten sollte erfolgen.

Der Patient stellte sich noch vor dem Kontrolltermin im Juli mit Luftnot vor. Im CT- Thorax zeigte sich ein überraschender Befund einer ausgeprägten mediastinalen LK- Metastasierung, kleinen Lungenmetastasen und Pleuraergüssen. Es erfolgte eine Bronchoskopie mit TBNA der LK. Die Zytologie zeigte ein muzöses Adeno- CA. Der zytomorphologische Befund und der immunhistochemische Befund sprachen für eine Metastase eines kolorektalen Karzinoms. Auch lokal zeigte sich eine Zunahme des Rezidives und eine abdominale LK Metastasierung. Eine palliative Therapie mit FOLFOX 6/Cetuximab wurde versucht. Bei weiter rascher Progredienz wurde sie abgebrochen und der Patient verstarb im August.

Mit dem Fall wollen wir den ungewöhnlich raschen und plötzlichen mediastinalen und pulmonalen Metastasierungsweg innerhalb von 2 Monaten demonstrieren. Lokoregionäre Rezidive werden bei 20% und Fernmetastasen bei 25% beschrieben. Die Metastasierung gilt als prognostischer Faktor beim kolorektalen Karzinom und ist hauptverantwortlich für das „Versagen“ der tumorspezifischen Therapie. Allerdings zählt es zu den wenigen Malignomen, bei welchen Re-Eingriffe zur Resektion von Metastasen als kurativ einzustufen sind, da sie eine Chance auf Langzeitüberleben bietet.