Pneumologie 2016; 70 - P302
DOI: 10.1055/s-0036-1572283

Molekulargenetische Charakterisierung des nicht-kleinzelligen Bronchialkarzinoms mittels Kryobiopsie – unterschätzten wir die EGFR Mutatiosrate?

J Hetzel 1, M Böckeler 1, A Ehab 1, R Wagner 2, W Spengler 1, A Oberle 1, V Steger 3, H Bösmüller 4, F Fend 4, L Kanz 1, M Häntschel 1
  • 1Medizinische Klinik, Abteilung II, Universitätsklinikum Tübingen
  • 2Medizinische Klinik, Abteilung IV, Universitätsklinikum Tübingen
  • 3Klinik für Thorax- Herz- und Gefäßchirurgie, Universitätsklinikum Tübingen
  • 4Institut für Pathologie und Neuropathologie, Universitätsklinikum Tübingen

Einleitung: Der Nachweis aktivierender Mutationen des epidermalen Wachstumsfaktorrezeptors (EGFR) ist entscheidend für die individualisierte Behandlung von Patienten mit fortgeschrittenem nicht-kleinzelligem Bronchialkarzinom (NSCLC).

Diese retrospektive monozentrische Studie vergleicht die Detektiosrate von EGFR-Mutationen an Tumorbiopsaten, die entweder mit bronchoskopischer Kryobiopsie oder anderen Verfahren zur Gewebegewinnung asserviert wurden.

Methodik: Wir analysierten 420 Patienten mit histopathologisch bestätigten NSCLC und bekanntem EGFR- Mutationsstatus im Hinblick auf die angewandte Gewebegewinnung. Dabei wurde die bronchoskopische Kryobiopsie mit anderen Biopsietechniken, speziell mit der bronchoskopischen Zangenbiopsie verglichen.

Ergebnisse: Mit der Kryobiopsie ließ sich bei 28 von 126 Patienten (22,2%) eine aktivierende EGFR- Mutation nachweisen, mit den anderen Techniken (Zangenbiopsie, Feinnadelaspiration, sonographisch bzw. CT-gesteuerter Biospie bzw. chirugischen Ansätzen) bei lediglich 42 von 294 Patienten (14,3%, p = 0,046). Im Vergleich der bronchoskopischen Verfahren lag die Mutationsrate bei zentral lokalisierten Tumoren mittels Kryobiopsie bei 21,3% gegenüber 6,4% mit der Zangenbiopsie (p = 0,033), bei peripheren Tumoren ließ sich kein Unterschied ausmachen. Sowohl Kryo- als auch Zangenbiopsie konnten in peripheren Tumoren tendenziell mehr Mutationen nachweisen als in zentralen.

Schlussfolgerung: Die bronchoskopische Kryobiopsie kann die Detektionsrate von aktivierenden EGFR Mutationen bei Patienten mit NSCLC – verglichen mit anderen Gewebeentnahmetechniken – steigern. Dies erklärt möglicherweise auch das Ansprechen von als EGFR Wildtyp klasssifizierten Patienten auf eine Therapie mit Tyrosinkinaseinhibitoren. Dies kann die individualisierte Behandlung von Patienten optimieren und eröffnet zusätzliche therapeutische Möglichkeiten.