Gesundheitswesen 2016; 78 - V25
DOI: 10.1055/s-0036-1578840

Tuberkulosescreening bei Asylsuchenden im Rahmen der Erstuntersuchung des Asylverfahrens – Behandlungsergebnisse und Loss-to-Follow-up 2002 – 2013

A Kuehne 1, B Hauer 1, B Brodhun 1, W Haas 1, L Fiebig 1
  • 1Robert Koch-Institut, Abteilung für Infektionsepidemiologie, Berlin

Hintergrund: Gemäß §36(4) Infektionsschutzgesetz werden Asylsuchende bei Aufnahme in Gemeinschaftsunterkünfte auf eine ansteckungsfähige Lungentuberkulose untersucht zur Verhinderung der Weiterverbreitung bei Menschen, die auf engem Raum zusammen leben. Ziel unserer Studie ist der Vergleich der Behandlungsergebnisse der Fälle, die durch aktive Fallfindung bei Asylsuchenden identifiziert worden sind, mit den Fällen, die bei passiver Fallfindung zur Abklärung tuberkulosebedingter Symptome diagnostiziert worden sind. Methoden: Die Behandlungsergebnisse der von 2002 – 2013 ans RKI übermittelten Tuberkulose-Fälle wurden stratifiziert nach der Art der Fallfindung deskriptiv ausgewertet (Datenstand 01.03.2015). Eine erfolgreiche Behandlung wird als abgeschlossene Therapie mit oder ohne bakteriologisch bestätigten negativen Befund definiert.

Ergebnisse: Für 75% der Fälle (n = 35.370/46.885), die durch passive Fallfindung diagnostiziert worden sind, wurde eine erfolgreiche Behandlung dokumentiert, für Asylsuchende bei 59% (n = 719/1.219). Das Behandlungsergebnis war als „nicht ermittelbar“ dokumentiert bei 3% (n = 1.295/46.885) der Fälle aus passiver Fallfindung und bei 12% (n = 143/1.219) der Asylsuchenden. Angaben fehlten vollständig bei 5% (n = 2.246/46.885) der Fälle aus passiver Fallfindung und bei 10% (n = 122/1.219) der Asylsuchenden. Bei Fällen, für die eine Information zum Behandlungsergebnis verfügbar ist, ist die Behandlung bei 82% der Fälle aus passiver Fallfindung (n = 35.370/43.344) und bei 75% der Asylsuchenden (n = 719/954) als erfolgreich dokumentiert. Schlussfolgerung: Ein nicht-erfolgreiches Behandlungsergebnis und fehlende Informationen sind häufiger bei Asylsuchenden, bei denen eine Tuberkulose durch Screening erkannt wurde, obwohl eine aktive Fallfindung eine frühe Diagnose und gute Therapieaussichten ermöglichen könnte. Die Ursachen des häufigeren Loss-to-Follow-up bei Asylsuchenden sollten in Folgestudien untersucht werden. Eine bessere Therapieanbindung und -begleitung sollte zur Optimierung des Behandlungsergebnisses angestrebt werden.