Gesundheitswesen 2016; 78 - V26
DOI: 10.1055/s-0036-1578841

Tuberkulose bei Asylbewerbern in München

G Halder 1, J Zühl 2
  • 1Stadt München Referat Gesundheit und Umwelt, Abteilung Gesundheitsschutz SG-TB, München
  • 2Landeshauptstadt München, Referat für Gesundheit und Umwelt, Infektionsschutz, Abteilungsleitung, München

Hintergrund: Die Regierung von Oberbayern betreibt eine Erstaufnahmeeinrichtung für Asylbewerber (AB) in München. Das Städtische Referat für Gesundheit und Umwelt (RGU) ist beauftragt, die Erstuntersuchung der AB nach §62 AsylVerfG durchzuführen und hierbei die Lunge zu röntgen zum Ausschluss einer Tuberkulose. Methoden: Bei auffälligen Röntgenbefunden übernimmt das Sachgebiet Tuberkulose des RGU die weitere Veranlassung in Form von stationären Einweisungen oder Durchführung von Nachuntersuchungen zur weiteren diagnostischen Abklärung. Aufgrund der rapide gestiegenen Flüchtlingszahlen hat sich auch die Anzahl der so entdeckten behandlungsbedürftigen Tuberkulosen in den letzten beiden Jahren verdreifacht. Zur Veranschaulichung dienen anonymisierte Röntgenbilder als Fallbeispiele. Diskussion: Die jeweiligen Inzidenzen sind stark von den Herkunftsländern der AB abhängig. Es wird die Besonderheit der aktiven Fallfindung im Rahmen des Asyl-Screenings dargestellt, bei der im Gegensatz zur passiven Fallfindung der Anteil geschlossener Tuberkulosen deutlich höher ausfällt und tendenziell im umgekehrten Verhältnis zu dem der passiven Fallfindung steht. Entsprechend finden sich überraschend hohe Inzidenzen, welche aber aufgrund der Fallfindungsart nicht mit den üblich bekannten Inzidenzen vergleichbar sind, welche ganz überwiegend auf passiver Fallfindung beruhen. Für die Vermeidung der Ausbreitung der Tuberkulose kann die frühzeitige aktive Fallfindung auch in ähnlichen Settings sinnvoll sein.