Gesundheitswesen 2016; 78 - V27
DOI: 10.1055/s-0036-1578842

GenesungsbegleiterInnen als neue Berufsgruppe in der Psychiatrie – Bedeutung und Chancen für die stationäre Psychiatrie und darüber hinaus

A Lacroix 1, G Eikmeier 2
  • 1Klinikum Bremerhaven Reinkenheide, Pflegedienstleitung, Bremerhaven
  • 2Klinikum Bremerhaven Reinkenheide gGmbH, Bremerhaven

Im Rahmen der an Recovery-Grundsätzen orientierten Neustrukturierung der psychiatrischen Abteilung am Klinikum Bremerhaven Reinkenheide gGmbH haben wir den Schwerpunkt darauf gelegt, Betroffene durch Erfahrung als Genesungsbegleiter in die Behandlungsteams zu integrieren. Ziel war es Profiwissen und Erfahrungswissen miteinander zu verbinden, eine Beziehungsgestaltung auf Augenhöhe zu fördern, die personenzentrierte Genesung zu unterstützen und dadurch gleichzeitig auch das therapeutische Milieu auf den Stationen zu verändern. Heute arbeiten sieben Genesungsbegleiter mit einer Wochenarbeitszeit zwischen 23 und 33 Stunden in der Abteilung, sechs davon unbefristet. Die Vergütung erfolgt in den ersten beiden Jahren nach EG1, dann nach EG2. Die Genesungsbegleiter haben einen festen Dienstplan, ergänzen dabei als eigenständige Berufsgruppe die Mitarbeiter im Bereich der Pflege und sind seit Anfang 2013 in allen Bereichen der Abteilung (Stationen, Tagesklinik, PIA) in die jeweiligen Teams integriert. Sie begleiten, vermitteln Hoffnung, ermutigen, fördern Eigenständigkeit und Selbstbestimmung und helfen so bei der Tagesstrukturierung und Rückkehr in die Gemeinde. Im Mittelpunkt steht das „gemeinsame Tun“ und das „einfach nur da sein“. Die neue Berufsgruppe wird von den Patienten sehr positiv beurteilt. Die Zusammenarbeit mit den anderen Berufsgruppen ist überwiegend durch gegenseitigen Respekt geprägt und sie sind fester Bestandteil unseres Psychiatriekonzeptes. Dargestellt werden die Voraussetzungen für die Einbeziehung von Betroffenen durch Erfahrung in die Arbeit einer psychiatrischen Institution, die Umsetzung, die sich daraus ergebenden Chancen, aber auch die möglicherweise auftretenden Probleme. Abschließend soll auf die Unterschiede der „peer-support“-Modelle im deutschsprachigen Raum hingewiesen werden.