Gesundheitswesen 2016; 78 - P24
DOI: 10.1055/s-0036-1578922

Könnte es der Sand sein? Ein Ausbruch von Sorbitol-fermentierenden enterohämorrhagischen Escherichia coli O157: H- in Norddeutschland, 2015

A Mazick 1, S Toikkanen 2, K Claußen 3, A Fruth 4, R Prager 5, U Messelhäußer 6, R Konrad 7, J Dreesman 3, E Mertens 8, M Scharlach 9
  • 1Gesundheitsamt Cuxhaven, Cuxhaven
  • 2Niedersächsisches Landesgesundheitsamt und European Programme for Intervention Epidemiology Training, European Centre for Disease Prevention and Control, Stockholm, Hannover/Stockholm, Deutschland/Schweden
  • 3Niedersächsisches Landesgesundheitsamt, Hannover
  • 4Robert Koch-Institut, Nationales Referenzzentrum (NRZ) für Salmonellen und andere bakterielle Enteritiserreger, Wernigerode
  • 5Robert Koch-Institut, Nationales Referenzzentrum (NRZ) für Salmonellen und andere bakterielle Enteritiserreger, Wernigerode
  • 6Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, Oberschleißheim
  • 7Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, Oberschleißheim
  • 8Niedersächsisches Landesgesundheitsamt, Hannover
  • 9Gesundheitsamt Landkreis Cuxhaven, Cuxhaven

Hintergrund: Im Juli 2015 wurden drei Erkrankungen mit hämolytisch-urämischem Syndrom (HUS) bei Kindern < 2 Jahren an das Gesundheitsamt Cuxhaven in Niedersachsen gemeldet. Symptombeginn war in allen Fällen der 6.07., nach einem Wochenende mit gemeinsamen nachbarschaftlichen Aktivitäten. Sorbitol-fermentierende enterohämorrhagische Escherichia coli (SF EHEC) O157:H- wurden aus Stuhlproben isoliert. Wir führten eine Ausbruchsuntersuchung durch um das Ausmaß und die Quelle des Ausbruchs zu identifizieren und weitere Infektionen zu verhindern.

Methoden: Aktive Fallsuche und retrospektive Kohortenstudie bei den Mitgliedern der Familien, die an den gemeinsamen Aktivitäten am 3.-5.07. teilnahmen. Ein Fall war eine Person mit Nachweis von SF EHEC O157:H- in der ersten Stuhlprobe. Wir sammelten Informationen über Symptome, Wasser- und Lebensmittelexpositionen und Outdoor-Aktivitäten und berechneten Attackraten (AR) und Riskoraten (RR) mit 95% Konfidenzintervallen (KI). Stuhlproben von Fällen und Kontakten, Lebensmittel-, Wasser- und Umweltproben wurden mikrobiologisch untersucht und die Isolate mit Pulsfeld-Gelelektrophorese (PFGE) typisiert. Ergebnisse: Vierzehn Personen wurden in die Studie eingeschlossen. Sechs Kinder erfüllten die Falldefinition: 3 HUS-Patienten und 3 asymptomatische Ausscheider; alle Isolate hatten identische PFGE Muster. Zwei weitere mögliche Sekundärfälle wurden identifiziert. In der univariaten Anlyse war Spielen im Sandkasten (AR 5/5 100%, RR 9; 95% KI 1,4 – 57,1) assoziiert mit Nachweis von SF EHEC O157:H-. Eine Sandkastenprobe war positiv für SF EHEC O157:H- mit 98% identischem PFGE-Muster. Diskussion und Empfehlungen: Umweltquellen für SF EHEC O157: H- Infektionen werden in der Literatur diskutiert, hier wurde zum ersten Mal der Erreger in humanen und Umweltproben nachgewiesen. Obwohl die analytische Studie auf den Sandkasten als mögliche Quelle hinweist, bleibt unklar wie und wann es zu einer Kontamination des Sandes kam. Wir empfehlen die routinemäßige mikrobiologische Typisierung von gemeldeten EHEC/HUS Fällen. Bei Fällen mit SF EHEC O157: H- sollten zusätzlich Umweltproben untersucht werden, um mehr über Transmissionsrouten und geeignete Präventivmaßnahmen zu erfahren.