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DOI: 10.1055/s-0036-1578924
Q-Fieber-Ausbruch in einer psychiatrischen Klinik, Baden-Württemberg, 2015
Im Juli 2015 wurde bei 3 Bewohnern und einer Mitarbeiterin eines Pflegeheims, das einem Klinikum angeschlossen ist, eine Q-Fieber Infektion diagnostiziert. Die Übertragung des Bakteriums Coxiella burnetii erfolgte vermutlich über Windverfrachtung von eingetrockneten Geburtsprodukten einer Schafherde, die bis Anfang Juli in unmittelbarer Nähe geweidet und gelammt hatte. Da auch bei asymptomatischem Q-Fieber-Verlauf das Risiko einer Chronifizierung besteht, führte das LGA eine Ausbruchsuntersuchung durch, um weitere Fälle zu finden. In einer retrospektiven Kohortenstudie wurden Bewohnern und dem Personal des Heims mit Aufenthalt zwischen 15. Mai und 31. Juli eine Blutuntersuchung auf Q-Fieber (Phase-2 IgM) angeboten und demographische und klinische Daten in einem Fragebogen erhoben. Insgesamt wurden 106 Personen untersucht, 79 Bewohner und 27 Mitarbeiter; Altersmedian 61 Jahre, 49% weiblich. Häufigste Risikofaktoren bei Bewohnern waren immunsuppressive Behandlung (15%), Diabetes (15%) und Herzerkrankungen (12%). Weitere 6 akute bzw. kürzliche Infektionen wurden diagnostiziert, darunter 3 asymptomatische (AR 11,6% für Bewohner und 8,0% für Mitarbeiter). 12 Personen wurden wegen länger zurückliegendem (7), chronischem (1) oder unklarem (4) Q-Fieberstatus von der Analyse ausgeschlossen. Personen mit Herzklappenfehlern (RR = 3,7; 95% CI: 1,0 – 13,6) und -erkrankungen (RR = 3,2; 95% CI: 1,0 – 10,7) hatten ein höheres Infektionsrisiko. Zum ersten Mal wurde ein Ausbruch in einer medizinischen Einrichtung in Deutschland mit aerogenem Eintrag von C. burnetii bekannt. Neben den vier initialen Erkrankungen wurden sechs weitere bei einer insgesamt hohen Anzahl vulnerabler Personen nachgewiesen. Aufgrund der Ergebnisse wurde eine intensivierte Surveillance im Infektionsumfeld empfohlen. Präventionsmaßnahmen wie das Ablammen in ausreichender Entfernung von Wohnbebauung sollten eingehalten werden. Die Ausweisung von Schafweiden in unmittelbarer Nähe von Kliniken muss kritisch bewertet werden.