Gesundheitswesen 2016; 78 - P29
DOI: 10.1055/s-0036-1578927

Ergebnisse aus 6 Jahren Listerien – Surveillance in Baden-Württemberg, 2010 – 2015

E Aichinger 1, D Lohr 1, A Kirch 1, R Prager 2, C Wagner-Wiening 1
  • 1Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg (LGA), Stuttgart
  • 2Robert Koch Institut, Nationales Referenzzentrum (NRZ) für Salmonellen und andere bakterielle Enteritiserreger, Wernigerode

Infektionen mit Listeria monocytogenes können besonders bei Risikogruppen wie immunsupprimierten Personen zu schweren Erkrankungen mit Sepsis oder Meningitis führen. Bei Infektionen in der Schwangerschaft sind Früh- oder Totgeburten möglich. Seit 2001 besteht eine Meldepflicht für den direkten Nachweis von L. monocytogenes aus sterilen Materialien sowie aus Abstrichen von Neugeborenen. Eine molekulare Feintypisierung mittels PFGE-Genotypisierung am NRZ ermöglicht die Erkennung von Verwandtschaften zwischen Listerienisolaten. Seit 2010 wird routinemäßig über das LGA in Zusammenarbeit mit den zuständigen Gesundheitsämtern eine möglichst umfassende Anzahl an Isolaten übermittelter Listeriosefälle zur Genotypisierung an das NRZ weitergeleitet. Somit können neben den standardisiert erhobenen Lebensmittelanamnesen Hinweise auf Ausbrüche und Zusammenhänge zwischen zunächst als sporadisch erscheinenden Fällen gewonnen werden.

Von den 425 seit 2010 übermittelten Listeriosefällen wurden dem LGA im Auftrag der Gesundheitsämter 282 (66,3%) Isolate zur Weiterleitung an das NRZ zugesandt. Von diesen konnten 195 Isolate (69,1%) 43 bislang in Baden-Württemberg identifizierten PFGE-„Fingerabdruckmustern“ zugeordnet werden. Bei vier Isolat-Gruppen mit unterschiedlichen PFGE-Mustern mit insgesamt 17 Fällen wurden jeweils ein Lebensmittel (Leberknödel, Heringskarbonade, Quargel, Salat) sowohl labordiagnostisch als auch mittels epidemiologischer Untersuchungen als Infektionsquelle identifiziert. Ermittlungen bei drei weiteren Gruppen mit insgesamt 23 Fällen ergaben jeweils Hinweise auf Fisch, Fleischsalat und Frischkäse; diese konnten jedoch nicht eindeutig als Infektionsquelle bestätigt werden. Um auch in Zukunft Ausbrüche schneller zu erkennen und aufzuklären, sowie Lebensmittel als Infektionsquelle identifizieren zu können, ist es wichtig, weiterhin routinemäßig eine möglichst umfassende Typisierung aller humanen L.-monocytogenes Isolate durchzuführen.