Geburtshilfe Frauenheilkd 2016; 76 - A23
DOI: 10.1055/s-0036-1579606

Eine 41-jährige Patientin mit Endometriumkarzinom bei liegender Mirena

A Ochsner 1, C Minichmayr 1, E Schadensteiner 1, F Roithmeier 1, G Brunnmayr-Petkin 1, L Hefler 1, J Lafleur 1
  • 1Gynäkologisches Tumorzentrum KH Barmherzige Schwestern Linz

Fragestellung: Levonorgestrel-abgebende Intrauterinpessare (z.B. Mirena) werden zur konservativen Therapie von Endometriumhyperplasien und Endometriumkarzinomen bzw. auch zu deren Prophylaxe unter ERT verwendet.

Methode: Wir berichten von einem außergewöhnlichen Verlauf einer Patientin Fall im Rahmen eines Fallberichtes.

Kasuistik:

Eine 41-jährige Frau (Para II: 2001, 2003) wird im August 2015 aufgrund von seit vier Monaten anhaltenden Zwischenblutungen bei seit November 2013 liegender Mirena bei der niedergelassenen Gynäkologin vorstellig. Sonographisch zeigt sich im Cavum uteri eine echodichte Struktur von 15 × 35 mm, sowie das korrekt liegende IUD. Ein Therapieversuch mit Prodafem 10 mg über 10 Tage führte zu einer geringen Abbruchsblutung, bei gleichbleibendem sonographischen Befund. Daher erfolgte eine Zuweisung bei V.a. Cavumpolyp zur Hysteroskopie und Curettage. Zu Operationsbeginn wurde die Hormonspirale entfernt, nach der Curettage wieder eingelegt. Bei suspekt imponierendem Endometrium wurde bereits ein Schnellschnitt der Curettage veranlasst, der Anteile eines endometrioden Adenocarcinoms ergab. Das präoperative Abdomen CT zeigte neben einem plumpen Cavum uteri und einem hypervaskularisierten Endometrium bei liegendem IUD keine Auffälligkeiten, insbesondere keinen Hinweis für pathologisch imponierende Lymphknoten oder uteruswandüberschreitenden Prozesse. Eine Woche später erfolgte bereits bei liegender Mirena eine totale laparoskopische Hysterektomie mit Schnellschnitt.

Das histologische Ergebnis ergab ein gut differenziertes endometrioides Adenokarzinom des Endometriums. Eine eindeutige myometrane Invasion war nicht nachweisbar. Die Cervix, sowie die Tuben und Ovarien zeigten sich tumorfrei. Das Douglaspunktat war atypiefrei. Tumorklassifikation: FIGO IA, pT1a, R0, G1. Die Familienanamnese zeigt sich bezüglich häufig auftretender Karzinome auffällig, immunhistochemisch zeigt sich kein Hinweis für eine Mikrosatelliteninstabilität. Zum Ausschluss eines familiären Lynchsyndroms wurde die Patientin über eine mögliche weitere genetische Abklärung beraten.

Schlussfolgerung: Zwischenblutungen bei liegender Hormonspirale insbesondere bei hoch aufgebautem Endometrium bedürfen einer weiteren Abklärung. Ein erfolgloser Therapieversuch mit einem Gestagen kann ein zusätzlicher Hinweis für das Vorliegen einer Endometriumpathologie sein.