Geburtshilfe Frauenheilkd 2016; 76 - A32
DOI: 10.1055/s-0036-1579615

Proliferationsmarker Ki67 als prädiktiver Marker für das Therapieansprechen der neoadjuvanten Chemotherapie bei Patientinnen mit primärem Mammakarzinom

M Weber 1, A Farr 1, G Pfeiler 1, E Oppolzer 1, Z Bago-Horvath 2, M Seifert 1, CF Singer 1
  • 1Universitätsklinik für Frauenheilkunde, Brustgesundheitszentrum, Medizinische Universität Wien
  • 2Klinisches Institut für Pathologie, Medizinische Universität Wien

Einleitung: Der Proliferationsmarker Ki67 gilt als prognostischer Marker. Fraglich ist jedoch die Assoziation zwischen der Ki67-Rate und dem Therapieansprechen bei neoadjuvanter Chemotherapie (NAC) im Sinne eines Einflusses auf die pathologisch komplette Remission (pCR).

Material und Methodik: Wir führten eine retrospektive Datenanalyse aller Patientinnen durch, die zwischen 2005 und 2015 an unserer Abteilung eine NAC aufgrund eines primären Mammakarzinoms erhielten. Bei allen Patientinnen umfasste die Chemotherapie folgendes Schema: 4 Zyklen Epirubicin (90 mg/m2, q3w), gefolgt von 4 Zyklen Docetaxel (100 mg/m2, q3w), plus Trastuzumab bei HER2-Positivität. Prätherapeutisch wurden Ki67-, Hormonrezeptor- und HER2-Status bei Stanzbiopsie bestimmt. Zur Evaluierung der Ansprechrate diente jeweils die Histologie des Operationspräparats. Die pCR wurde als Abwesenheit von invasivem Tumorgewebe in Brust und Lymphknoten definiert. Die statistische Analyse umfasste Deskriptivstatistik, ANOVA Varianzanalyse und logistische Regression. Ein zweiseitiger p-Wert < 0,05 wurde als statistisch signifikant betrachtet.

Ergebnisse: Zwischen 2005 und 2015 erhielten 95 Frauen mit einem Durchschnittsalter von 52,9 ± 11,4 Jahren (bei Diagnosestellung) an unserer Abteilung eine NAC nach dem genannten Schema, wobei 76 (80%) Frauen ein invasiv-duktales Karzinom und 17 (17,9%) begleitendes DCIS hatten. Das mittlere Ki67 vor NAC lag bei 47,4 ± 22,9% und 29,5 ± 25,5% nach NAC (p = 0,002), entsprechend einer mittleren Differenz von -24,9 ± 33,5%. Nach Teilresektion (n = 62; 65,3%) oder Mastektomie (n = 29; 30,5%) zeigten 19 (20%) Patientinnen eine pCR, welche höher bei jüngeren Frauen (OR 1,04 [95% CI, 1,00 – 1,08]; p = 0,04), bei Hormon-Rezeptor-negativer (OR 0,77 [95% CI, 0,63 – 0,94]; p = 0,009), HER2-positiver Histologie (OR 0,69 [95% CI, 0,55 – 0,87]; p = 0,002) und im Falle einer höheren Ki67-Rate bei Stanzbiopsie war (OR 0,95 [95% CI, 0,93 – 0,98]; p = 0,002). Im multivariaten Regressionsmodell war Ki67 der einzig signifikante Prädiktor für die pCR nach NAC (p = 0,007), wobei der Einfluss auf das Gesamt-, das krankheitsfreie und das progressionsfreie Überleben nicht signifikant war.

Diskussion: Unsere Studie zeigt, dass der Proliferationsmarker Ki67 bei Frauen mit Anthrazyklin-Taxan-basierter neoadjuvanter Chemotherapie als zuverlässiger und unabhängiger prädiktiver Marker für eine pathologische Komplettremission herangezogen werden kann.