Geburtshilfe Frauenheilkd 2016; 76(04): 427-441
DOI: 10.1055/s-0036-1580641
A. Endokrinologie und Reproduktionsmedizin
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Regulation der ovariellen Steroidbiosynthese über das Stresshormon CRH am Modell humaner kultivierter Granulosazellen

S Heublein
1   Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Klinikum der Universität München, Deutschland
2   Universitäts-Frauenklinik, Universitäts-Klinikum Heidelberg, Deutschland
,
S Hecht
1   Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Klinikum der Universität München, Deutschland
,
V Nick
1   Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Klinikum der Universität München, Deutschland
,
CJ Thaler
1   Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Klinikum der Universität München, Deutschland
,
S Mahner
1   Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Klinikum der Universität München, Deutschland
,
U Jeschke
1   Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Klinikum der Universität München, Deutschland
,
R Pavlik
1   Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Klinikum der Universität München, Deutschland
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Publication History

Publication Date:
26 April 2016 (online)

 

Einleitung/Zielsetzung:

Das Stresshormon CRH hemmt über negative Rückkopplung die Freisetzung von GnRH und reguliert somit indirekt die endokrine Aktivität des Ovars. Untersuchungen an Tiermodellen zeigen, dass CRH jedoch auch direkt die ovarielle Funktion zu beeinflussen scheint. Inwiefern dies auch auf das humane System zutreffend ist, ist bislang wenig beschrieben. Im Rahmen der hier vorgestellten Studie wurde der Einfluss von CRH auf das Genexpressionsprofil und die Steroidbiosynthese humaner primärer Granulosazellen ermittelt.

Material & Methoden:

Humane kultivierte Granulosazellen sowie die immortalisierten Granulosazelllinie HGL5 wurden auf die Expression der CRH-Rezeptor Isoformen CRHR1 und CRHR2 immuncytochemisch getestet. Die Estrogen- und Progesteron-Biosynthese von CRH behandelten vs. unbehandelten Zellkulturen wurde mittels ELISA aus Zellkulturüberständen quantifiziert. 184 ausgewählte mRNAs wurden mittels einer Applied Biosystems Genexpressionsplattform daraufhin untersucht, ob sie CRH abhängig reguliert sind.

Ergebnisse:

Beide CRHR Isoformen waren sowohl auf mRNA- als auch auf Proteinebene in den verwendeten Zellmodellen nachweisbar. Von den 184 untersuchten mRNAs waren neun CRH abhängig reprimiert und drei induziert. Im Vergleich zu CRH unbehandelten Kulturen war in CRH stimulierten Ansätzen sowohl die aus dem Zellkulturüberstand gemessene mittlere Progesteron- als auch die mittlere Estrogen-Konzentration signifikant erniedrigt (Progesteron: 0,66-fach, p = 0,028, Estrogen: 0,64-fach, p = 0,028). Nach CRH Behandlung war weder eine signifikante Reduktion der Zell-Viabilität noch eine Erhöhung der Apoptoserate zu beobachten.

Schlussfolgerung:

Unsere Studie konnte zeigen, dass CRH die Steroidbiosynthese humaner kultivierter Granulosazellen reduziert. Inwiefern die in Abhängigkeit von CRH differentiell exprimierten Gene mit der Regulation der Steroidbiosynthese und weitere Zellfunktionen in Zusammenhang stehen ist bislang nur teilweise geklärt. Unsere Beobachtungen lassen jedoch schon jetzt vermuten, dass CRH auch im humanen System eine direkte Wirkung auf das Ovar haben könnte und somit endokrine Funktionen stressabhängig gesteuert werden.