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DOI: 10.1055/s-0036-1582110
Lang anhaltende Remission eines Kolonkarzinoms mit synchroner Lebermetastasierung nach primärer Chemotherapie
Hintergrund: Im Falle einer synchronen Lebermetastasierung eines Kolonkarzinoms kann bei primär nicht operablen Metastasen ein multimodales Therapiekonzept die Prognose der Erkrankung deutlich verbessern. Stellenwert und Zeitpunkt der Resektion des Primärtumors ist vor allem von der Tumorsymptomatik abhängig, allerdings nicht klar definiert.
Diagnostik und Therapie: Bei einer damals 70-jährigen Patientin wurde bei Anämie und allgemeiner Schwäche koloskopisch ein nicht stenosierendes, nicht blutendes Adenokarzinom (G2, K-RAS-Mutation) im Zoekum diagnostiziert. In der weiterführenden Diagnostik zeigte sich eine ausgeprägte Lebermetastasierung in beiden Leberlappen mit einem großen Metastasenkonglomerat von fast 25 cm im kraniokaudalen Durchmesser rechtsseitig. Gemäß Empfehlung der interdisziplinären Tumorkonferenz erfolgte eine primäre Chemotherapie. Bei Verzicht auf Resektion des Primärtumors wurde Bevacizumab nicht in das Therapiekonzept mit aufgenommen. Nach einer Induktionschemotherapie mit FolFOx-6 wurde eine Erhaltungstherapie mit 5-FU/Folinsäure appliziert. Der Tumorstatus wurde mit Computertomografie, Sonografie und Koloskopie kontrolliert.
Klinischer Verlauf: Die Patientin entwickelte innerhalb von 4 Monaten unter Chemotherapie mit FolFOx-6 eine partielle Remission der Lebermetastasen. Trotz eingehender Beratung wurde eine jetzt mögliche chirurgische Therapie von Primarius und Lebermetastasen von der Patientin abgelehnt. Daher wurde die Chemotherapie für insgesamt 7 Monate fortgesetzt, wobei die Oxaliplatin-Dosis im Verlauf wegen einer neu aufgetretenen Polyneuropathie deutlich reduziert werden musste. Für weitere 8 Monate erhielt die Patientin 5-FU/Folinsäure als Erhaltungstherapie. Kontrollkoloskopien 5 Monate und 24 Monate nach Diagnosestellung zeigten eine auch histologisch bestätigte Remission des Primarius endoluminal. Bis 22 Monate nach Therapiebeginn waren die Lebermetastasen größenregredient. Seither sind verkalkte Residuen v.a. im rechten Leberlappen im Sinne einer anhaltenden partiellen Remission für weitere 6 Monate größenkonstant. Die Patientin ist klinisch ohne Tumorsymptome.
Diskussion: Auch beim ausgeprägt metastasierten Kolonkarzinom sind nach primärer Chemotherapie langfristige Remissionen möglich. Prädiktor hierfür ist möglicherweise ein rasches primäres Therapieansprechen. Es müssen allerdings auch andere prognostische Faktoren diskutiert werden.