Geburtshilfe Frauenheilkd 2016; 76 - A11
DOI: 10.1055/s-0036-1582177

Tubovarialabszess mit dem „Katzen-Keim“ Pasteurella multocida: Ein Fallbericht

IC Lakovschek 1, V Bjelic-Radisic 1, T Aigmüller 1, K Tamussino 1, G Feierl 2, R Laky 1
  • 1Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Abteilung für Gynäkologie, Medizinische Universität Graz
  • 2Institut für Hygiene, Mikrobiologie und Umweltmedizin, Medizinische Universität Graz

Einführung: Adnexitiden bzw. Tubovarialabszesse werden meist durch aufsteigende Infektionen des unteren Genitaltrakts verursacht. Dies ist ein Fallbericht über die Besiedlung eines Tubovarialabszesses mit einem seltenen Keim, Pasteurella multocida, der in der Mundflora von 90% aller Hauskatzen vorkommt. Fallbericht: Eine 52-jährige Frau wurde vorstellig auf Grund von abdominaler Schmerzen sowie Hypermenorrhoe bei bekanntem Uterus myomatosus. Die Anamnese war sonst unauffällig, die Patientin hatte keine Dauermedikation oder sonstige Grunderkrankungen. Es bestand ein Z.n. Appendektomie. Anfänglich bestand zusätzlich Durchfall und Übelkeit mit punctum maximum der Schmerzen im Epigastrium. Die Laborwerte im Normbereich jedoch das CRP mit 337 mg/L stark erhöht (Leukozyten: unauffällig). Eine Abklärung über die internistische Abteilung inkl. CT-Oberbauch/Becken ergab eine fraglich beginnende Peritonitis ohne sicheres Substrat bzw. klare Diagnose. Die Sonografie zeigte den bekannten Uterus myomatosus und eine 7 × 7 cm zystische Formation im Douglas. Eine antibiotische Therapie mit Piperacillin/Tazobactam wurde eingeleitet. Nach drei Tagen, bei keiner Besserung der Symptomatik und nur geringgradigem Rückgang der Entzündungsparameter wurde wegen der Verdachtsdiagnose eines Tubovarialabszesses und chronischer Peritonitis eine Laparoskopie durchgeführt. Aufgrund von ausgedehnten Adhäsionen im Unter- und Mittelbauch war der Umstieg zur medianen Laparotomie notwendig. Es zeigten sich ausgeprägte Adhäsionen im Unterbauch zwischen vorderer Bauchwand, Darm und Beckenorganen mit punctum maximum im rechten Unterbauch bei Tubovarialabszess rechts, sowie einem Uterus myomatosus. Es erfolgte eine supracervicale Hysterektomie mit Adnexektomie rechts, Salpingektomie links, Adhäsiolyse und Lavage. Postoperativ das CRP rückläufig und die Patientin bei Wohlbefinden. Die bakteriologische Kultur des intraabdominalen Abstrichs ergab die Besiedlung des Tubovarialabszesses mit Pasteurella multocida. Eine Echokardiografie zeigte keinen Hinweis auf eine Endokarditis und die antibiotische Therapie wurde auf Amoxicillin/Clavulansäure für weitere 4 Wochen per os umgestellt. Conclusio: Pasteurella multocida ist ein gramnegatives, fakultativ anaerobes Bakterium welches bei Vögel und Säugetieren zu schwerwiegenden Septikämien führen kann. Auch der Gastrointestinaltrakt und die Luftwege können betroffen sein. Selten und da meist durch Katzenbisse oder -kratzer übertragen, kann der Keim auch beim Menschen zur schwerwiegenden Zoonose führen. In der Literatur finden sich nur 4 Fälle von Tubovarialabszessen mit Besiedelung durch Pasteurella multocida. Alle Frauen hatten Kontakt mit Katzen und waren zwischen 40 – 55 Jahre alt. In allen Fällen war eine operative Sanierung bzw. Drainage notwendig.