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DOI: 10.1055/s-0036-1583357
Verhindert eine ärztliche Zweitmeinung den Aufbau einer vertrauensvolle Arzt-Patient-Beziehung?
Zielsetzung: Das Ziel dieser Studie ist es, den Einfluss des Angebots einer ärztlichen Zweitmeinung und die Entscheidung der Patientinnen sich tatsächlich eine Zweitmeinung einzuholen, auf die partizipative Entscheidungsfindung und eine vertrauensvolle Arzt-Patient-Beziehung zu untersuchen.
Materialien und Methode: Umfragedaten von 4.420 Patientinnen in 85 Brustkrebszentren in Nordrhein-Westfalen, wurden ausgewertet. Erstmalig diagnostizierten Brustkrebspatientinnen, die sich zwischen dem 1. Februar und 31. Juli 2015 einer Operation in einem Brustkrebszentrum unterzogen, wurden gebeten, postoperativ an einer postalischen Befragung teilzunehmen (Rücklaufquote 86%).
Ergebnisse: Der Anteil der Patientinnen, die angeben, dass ihnen das Angebot, sich eine ärztliche Zweitmeinung einzuholen, gemacht wurde, ist relativ gering (35,3%). Des Weiteren haben nur 12,9% der Patientinnen sich tatsächlich eine Zweitmeinung eingeholt. Je jünger und gebildeter die Patientinnen sind, desto eher wurden sie von ihrem behandelnden Onkologen über die Möglichkeit sich eine ärztliche Zweitmeinung einzuholen, informiert. Darüber hinaus nahmen diese Patientinnen das Angebot einer ärztlichen Zweitmeinung auch eher wahr.
Erste Ergebnisse zeigen, dass das Angebot sich eine Zweitmeinung einzuholen das Vertrauen der Patientinnen in die behandelnden Ärzte und die Beurteilung der partizipativen Entscheidungsfindung positiv beeinflusst. Das tatsächliche Einholen einer ärztlichen Zweitmeinung hat jedoch einen negativen Einfluss auf die Arzt-Patient-Beziehung.
Zusammenfassung: Diese Studie will den Zusammenhang zwischen ärztlicher Zweitmeinung, partizipativer Entscheidungsfindung und einer vertrauensvollen Arzt-Patient-Beziehung näher untersuchen. Denn eine ärztliche Zweitmeinung kann hilfreich sein; andererseits besteht die Möglichkeit, dass Patientinnen mit mehr als einer ärztlichen Meinung überfordert sind.