Geburtshilfe Frauenheilkd 2016; 76 - P12
DOI: 10.1055/s-0036-1583785

Früh einsetzender Gestationsdiabetes als Ursache für rezidivierende Spontanaborte: Schwangerschaftsausgang nach Abortdiagnostik und präkonzeptioneller Metformin-Therapie

S Fill Malfertheiner 1, 2, M Sick 1, C Reißmann 1, A Eder 1, D Gutknecht 1, M Bals-Pratsch 1
  • 1Profertilita – Zentrum für Fruchtbarkeitsmedizin, Regensburg
  • 2Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe der Universitätsklinik Regensburg-St. Hedwig, Regensburg

Zielsetzung:

Gestationsdiabetes (GDM) ist ein Risikofaktor für Rezidivierende Spontanaborte (RSA). Bei RSA sollte sofort nach Feststellung einer SS mit einem standardisiertem 75 g oralen Glukosetoleranztest (oGTT) auf GDM getestet werden (Kleinwechter et al. 2011). Ein nicht erkannter GDM stellt schwerwiegende Risiken für Mutter und Kind dar, so bei RSA-Patientinnen (Pat.) das Risiko für einen weiteren Abort. Bei Infertilität ist die hohe Inzidenz eines früh einsetzenden GDM publiziert (Bals-Pratsch et al. 2011). In dieser retrospektiven Studie wird der Zusammenhang zwischen RSA-Anamnese und der Inzidenz eines früh einsetzenden GDM und dem SS-Ausgang untersucht.

Methodik:

Eingeschlossen in die retrospektive Analyse wurden (n:57) RSA-Pat. aus dem Zeitraum 07/2011 – 12/2013 mit mind. 2 anamnestisch klinischen SS/biochemischen Aborten, welche sich im Institut für Reproduktionsmedizin Profertilita vorstellten. Präkonzeptionell wurde nach ausführlicher Anamnese eine Infertilitätsdiagnostik Stufe III einschließlich Basis-oGTT mit Insulinresistenz (IR) Testung durchgeführt. Die RSA-Anamnese stellte eine Indikation für die Behandlung mit Metformin off-label dar. Unmittelbar nach Feststellung einer SS wurde mit einem 75-g oGTT auf GDM getestet. Bei auffälligem Ergebnis wurde sofort die GDM-Therapie nach Leitlinie eingeleitet.

Resultate:

Ein manifester Diabetes mellitus konnte durch den präkonzeptionell durchgeführten Basis-oGTT bei allen Pat. ausgeschlossen werden. 98,2% aller Pat. mit Basis-oGTT zeigten einen veränderten Glc-Stoffwechsel (GSS) (n = 37; 64,9%) und/oder eine IR (n = 50; 87,7%). Bei 45,8% aller Pat. wurde während ihrer nachfolgenden SS ein GDM diagnostiziert, wobei 77,8% der GDM-Pat. bereits vor der SS prophylaktisch Metformin erhalten hatten. In 85,5% der Patientinnen konnte eine Schwangerschaft mit Geburt erreicht werden.

Diskussion:

Die hohe Inzidenz von GSS und IR bereits präkonzeptionell, sowie auch die hohe GDM-Rate, gibt Anhalt dafür, dass der Glc-Stoffwechsel als Abortursache eine größere Rolle spielt als bisher in der klinischen Routine berücksichtig. Bleibt dieser in der Früh-SS unentdeckt oder ungenügend eingestellt, kommt es vermutlich zu einer für die Versorgung einer SS ungenügenden Vaskulogenese als Risiko für einen weiteren Abort. Daher sollte die GDM-Testung bei Abort-Pat. präkonzeptionell und unverzüglich nach Feststellung einer SS erfolgen und ggf. sofort eine Therapie eingeleitet werden, um einen weiteren Abort zu verhindern.