Aktuelle Ernährungsmedizin 2016; 41 - V06
DOI: 10.1055/s-0036-1583858

Ernährungsmuster und Nährstoffzufuhr von Studentinnen und Studenten

C Nössler 1, M Schneider 1, A Carlsohn 1, P Lührmann 1
  • 1Pädagogische Hochschule Schwäbisch Gmünd, Institut für Gesundheitswissenschaften, Ernährung, Konsum und Mode, Schwäbisch Gmünd, Deutschland

Fragestellung: In der deutschen Bevölkerung ist ein ungünstiges Ernährungsverhalten weit verbreitet. Inwieweit dies auch auf die Lebensphase des Studiums zutrifft, wurde in vorliegender Studie untersucht.

Methodik: Der Lebensmittelverzehr von 311 Studentinnen (22,8 ± 3,1 Jahre) und 59 Studenten (24,0 ± 3,0 Jahre) wurde mittels eines validierten 3-Tage-Schätzprotokolls erfasst. Der Verzehr nach Lebensmittelgruppen, der Verzehr „geduldeter“ Extra-Lebensmittel, der Healthy Eating Index der Nationalen Verzehrsstudie II (HEI-NVS) (max. 110 Punkte) sowie die Energie- und Nährstoffzufuhr (BLS II.3) wurden berechnet und mit den entsprechenden Empfehlungen verglichen (lebensmittelbasierte Empfehlungen der DGE und des aid, D-A-CH-Referenzwerte).

Ergebnis: In Tab. 1 ist die Energiezufuhr und der Lebensmittelverzehr dargestellt.

Tab. 1: Energiezufuhr und Lebensmittelverzehr (M ± SD)

Studentinnen

Studenten

p 1

Energie [kcal/d]

1727 ± 566

2397 ± 589

***

Gemüse [g/d]

183 ± 120

134 ± 137

**

Obst [g/d]

166 ± 113

132 ± 125

*

Kartoffeln und Getreideprodukte [g/d]

304 ± 107

355 ± 149

*

Milch und Milchprodukte [g/d]

191 ± 128

270 ± 253

*

Fleisch und Fleischwaren [g/d]

70 ± 66

165 ± 91

***

alkoholfreie Getränke [ml/d]

1522 ± 627

1634 ± 909

n.s.

„geduldete“ Extra-Lebensmittel [% der Energiezufuhr]

21,4 ± 11,7

22,3 ± 11,6

n.s.

1t-Test für unabhängige Stichproben: *p < 0,05, **p ≤0,01, ***p ≤0,001

Der mittlere HEI-NVS betrug bei den Studentinnen bzw. Studenten 76,2 ± 8,4 bzw. 69,4 ± 8,4 Punkte (p ≤0,001). Kohlenhydrate und Fette machten 51,0 ± 6,8% bzw. 48,2 ± 7,9% (p ≤0,01) und 34,0 ± 6,2% bzw. 32,7 ± 7,6% der Energiezufuhr (n.s.) aus. Auf Mono- und Disaccharide entfielen 22,9 ± 7,2% bzw. 20,5 ± 7,0% der Kohlenhydratzufuhr (p < 0,05). Die mittlere Ballaststoffzufuhr betrug 20,0 ± 7,1 g/d bzw. 21,3 ± 9,4 g/d (n.s.). Die Empfehlungen für die Mikronährstoffzufuhr wurden überwiegend erreicht. Ausnahmen bildeten die Vitamine D, E und Folsäure sowie Jod (Jodsalz unberücksichtigt) und Eisen bei Studentinnen sowie Vitamin C bei Studenten.

Schlussfolgerung: Die Ergebnisse zeigen, dass die in der Bevölkerung bestehenden Ernährungsmuster und -defizite auch bei Studentinnen und Studenten anzutreffen sind. Ein geringer Verzehr pflanzlicher Lebensmittel und ein hoher Verzehr „geduldeter“ Extra-Lebensmittel sind kennzeichnend. Auffällig ist zudem der sehr hohe Fleischverzehr bei Studenten. Die Chancen von ernährungsbezogenen Präventionsmaßnahmen im Setting Hochschule sollten daher genutzt werden.